Montreal, 2.40 Uhr Ortszeit, 4.8.2006

Programm: Frauen Latein & Männer Standard

Da bin ich wieder! Warum so spät? Weil ich heute morgen zu spät aus dem Bett gekommen bin, um noch etwas zu schreiben. Warum ich so spät ins Bett bin gestern? Nun, wir hatten eine kleine Dachterassen- und Poolparty gestern Abend. „Die Welt zu Gast bei pinkballroom“ sozusagen. Warum es die gab? Och, wir wollten nur ein bisschen herumprahlen mit unserer todschicken Bahausung. 😉 . Nein, wir hatten das schon vor ein paar Tagen angesetzt als geselliges Beisammensein mit Aussicht. Heute Abend ging nicht, weil da der Ball war. Letztendlich konnte der Termin aber auch kaum besser gewählt worden sein. Es hat nämlich geregnet. Als Monsun auf die Erde, aber auch als Medaillen auf deutsche und insbesondere Berliner Tänzer.

Für pinkballroom war der Mittwoch der Großkampftag schlechthin. Fast alle waren im Einsatz, und das auch noch in den traditionell starken Bereichen Frauen Latein und Männer Standard.
Für Beate Fricke und Sabine Karkó war es der Tag X. Heute sollte nach zwei EuroGames-Siegen der Welttitel her. Das langfristig angelegte Unternehmen Gold hatte im Mai einen kleinen Kurssturz verzeichnen müssen, als es auch im zweiten Anlauf nicht gelang, Deutsche Meisterinnen zu werden. Die Paarneukombination der Deutschen Meisterin Nadine Dlouhy mit der Gay Games- Siegerin Claudia Reger war auch nicht dazu angetan, die Gemüter zu beruhigen. Bereits mit Gold (10 Tänze) und Silber (Standard) dekoriert, gingen Karkó/Fricke heute allerdings hochkonzentriert in das Turnier der 37 Lateinpaare und liessen nie ernsthaften Zweifel daran aufkommen, wer am Ende Gold bekommen würde. Als der Jive des Finals verloren ging, stand der Sieg schon fest, was wegen der durchgehend verdeckten Wertung in Montreal nur noch niemand wusste zu diesem Zeitpunkt. Dementsprechend groß war der Jubel bei der Siegerehrung. Etwas untergegangen in dem Goldrausch um Karkó/Fricke war die Tatsache, dass mit Schlinkert/Hübner ein zweites Berliner Paar im A-Finale stand und in diesem Finale seine Tänze Nr. 73 -77 der Outgames absolvierte. Weiterhin die eindeutige Führung im Vieltänzer-Ranking.
Frohe Kunde auch unterhalb der A-Klasse. Mit sauberem Latein in einem überwiegend gestikulierenden B-Finale gewannen Martina Schneider und Annette Kühn Silber. Sabine Wortmann (diesmal in Kombination mit Roswitha Wetschka aus Wien) komplettierte ihren Medaillensatz mit Bronze in der C-Klasse und gewann zudem noch den Just-for-fun-Wettbewerb im Cha-Cha-Cha mit einem kanadischen Partner. Der Sieg in dieser Klasse ging ebenfalls nach Deutschland (Ritter/Hierholz aus Frankfurt), während alle Medaillen in der D-Klasse in die Niederlande gingen. Das brachte die Niederlande auf den dritten Platz der inoffiziellen Nationenwertung, und das deutsche Team rückte ein Stück an das britische heran.

Frauen Latein:

A-Klasse (6 Paare): 1.Karkó/Fricke (Berlin,GER); 2.Reger/Dlouhy (Köln,GER); 3. Nyman/Ferch (AUS); 4.Leach/Settle (GBR); 5.Schlinkert/Hübner (Berlin,GER); 6.Balfour/??? (USA)

B-Klasse (6 Paare): 1.Vickers/Pereira (GBR), 2.Schneider/Kühn (Berlin, GER); 3.Hegglin/Conte (SUI)

C-Klasse (19 Paare): 1.Ritter/Hierholz (Frankfurt,GER); 2.Filby/Green (GBR); 3.Wortmann/Wetschka (Berlin,GER/AUT)

D-Klasse (6 Paare): 1.Vries/Rijn; 2.Beemsterboer/Helleman; 3.Blindeman Krabbenbos/ Chardon (alle NED)

Montreal, 1.10 Uhr Ortszeit, 5.8.2006

Beim A-Standardturnier der Maenner war von vornherein davon auszugehen, dass es besonders spannend werden wuerde. Die Sieger vergangener Gay Games- und EuroGames-Turniere sind allesamt nicht mehr aktiv und die designierten Nachfolger und Deutschen Meister 2006 (Mueller/Lutz) haben sich leider wenige Wochen vor Montreal getrennt. Ohne Topfavoriten gingen also die nur 26 Paare ins Turnier, wobei mindestens vier Namen als moegliche Siegerpaare genannt wurden; Ueberraschungen durch Aussenseiter nicht ausgeschlossen.

Die Bekanntgabe der Klasseneinteilung nach der Sichtungsrunde gab pinkballroom zwei Kroeten zu schlucken. Holger Wenzel/Frank Wigglesworth, inzwischen eigentlich ein sicheres A-Paar, wurden in die B-Klasse eingestuft. Und Juergen Beier/Stefan Conradi fanden sich in der C-Klasse wieder, was ihnen seit Jahren nicht passiert ist. Doch es liegt im Wesen des Systems ohne feste Klassen, dass sich aus solchen Vorkommnissen immer noch etwas Gutes herausholen laesst, in diesem Fall sogar heissbegehrte Outgames-Medaillen. Die Gelegenheit zu Gold liessen sich beide Paare nicht nehmen und gewannen ihre Finals deutlich. Insbesondere fuer „Beierconradi“ ein schoenes Geschenk zum Abschluss ihrer gemeinsamen Tanzkarriere. Komplettiert wurde der Goldsegen durch das spontan gebildete Paar Andreas Trummer (pinkballroom Berlin)/ Michael Krauss (Esslingen), das mit wenigen Trainingseinheiten Gold in der D-Klasse holte.

Doch zurueck zur A-Klasse. „Aus 8 mach 6“ war die Devise von Vor- und Hoffnungsrunde. Nach der Vorrunde grosser Jubel im Berliner Lager, weil Heiko Ehrig und Andreas Schoepp als eines von drei Paaren direkt ins Finale gekreuzt worden waren, was man zuvor vielleicht erhoffen aber keinesfalls erwarten konnte. Nach der Hoffnungsrunde dann Enttaeuschung, weil Claus Koggel und Gerd Theerkorn von Walzerlinksgestrickt mit dem Anschlussplatz Vorlieb nehmen mussten, was viele in der Halle anders gesehen hatten.
Fuer das Finale schien zwischen Platz 1 und 6 alles moeglich zu sein, wobei Heiko und Andreas in der Vergangenheit oft mit Blechmedaillen Vorlieb mussten. Doch diesmal kam es anders. Eine nicht erwartete Silbermedaille machte pinkballrooms Glueck bei den Standardmaennern perfekt. Gold gewannen weder die Berlin Open-Sieger Buechter/Luchtefeld (3.), noch die Gay Games-Sieger von Chicago Lamberty/Nichols (4.) oder die letztjaehrigen EuroGames-Vierten Wenzel/Kellmann (4.), sondern die Sieger der Seniorenkonkurrenzen bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften 2006 und den Outgames 2006, Jean-Marie Cuelenaere/ Frank Morche. Damit also das zweite Gold und die Krone im Standardtanzen der Maenner fuer das kleine Luxemburg.

Insgesamt war es jedoch das Turnier der Deutschen. Zu den bereits genannten Medaillen gewannen deutsche Paare noch Silber und Bronze in B sowie Bronze in C und zogen mit acht von zwoelf moeglichen Medaillen in der Sektion Maenner Standard an den furios gestarteten Briten vorbei.

In all der Jubelstimmung dieses Mittwochs sollte allerdings nicht unterschlagen werden, dass dieser Tag nach einem ordentlich ueber die Buehne gegangenen Dienstag einen ausgesprochen zaehen Ablauf hatte. Mangels Masse wurden bei 5 von 8 Turnieren die Vorrunden gestrichen. Anstatt nun die Veranstaltung dadurch zuegiger abzuwickeln, wurde eine Mittagspause angesetzt, ein Just-for-Fun-Cha-Cha-Wettbewerb mit mehreren Runden durchgefuehrt, Linedances zum Mitmachen einstudiert und immer wieder zum Social Dance auf die Flaeche gebeten. Auf den Tribuehnen langweilten sich die zahlenden Gaeste, und die Paare in der Halle wurden mueder und mueder. Durchschnittlich fuenf (!) Stunden nach Ende der Sichtungsrunden wurde in jenen Klassen, in denen keine Vor- und Hoffnungsrunden ausgeragen wurden, zum Finale gebeten. Das war absolut unnoetig! Entweder ich beschleunige den Zeitplan durch Streichung von Vorrunden oder ich gebe den Turnierpaaren Gelegenheiten zum (Turnier-)tanzen, und seien es auch nur „Showrunden“ ohne Wertung. Darueber haetten sich vor allem die Paare in A und B sowie die Zuschauer gefreut.

Maenner Standard:

A-Klasse (8 Paare): 1.Cuelanare/Morche (LUX); 2.Ehrig/Schoepp (Berlin, GER); 3.Buechter/Luchtefeld (Greven,GER); 4.Lamberty/Nichols (USA); 5.C.Wenzel/Kellmann (Duesseldorf,GER); 6.v.Buitenen/Notenboom (NED); 7.Koggel/Theerkorn (Berlin,GER); 8.Lingard/Kay GBR)

B-Klasse (5 Paare): 1. H.Wenzel/Wigglesworth (Berlin,GER); 2. Faulstich/Flaschmann (Hannover, GER); 3.Stark/Diener (Lorsch,GER); 4. Reulen/Dietzel (Berlin, GER); 5. Kruse/Stauffer (GBR)

C-Klasse (5 Paare): 1. Beier/Conradi (Berlin,GER); 2. Norris/O`Hare (GBR); 3.Ross/Stiller (Muenchen,GER)

D-Klasse (8 Paare): 1.Trummer/Krauss (Berlin/Esslingen,GER); 2.Koole/Manninger (NED); 3.Jensen/Sandwick (DEN)

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