I got my ass to Copenhagen

Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, eine Eröffnungsfeier in Kopenhagen als Outdoor-Veranstaltung anzusetzen? Da hätte man im Vorjahr in Barcelona ja auch Freilufteiskunstlaufen anbieten können. 🙂

Eröffnung World Outgames 2009

Eröffnung World Outgames 2009

Egal… wir sind gut angekommen mit einem vollbesetzten und einschlägig besetzen Flugzeug, haben eine problemlose und zügige Akkreditierung hinter uns und sind mit 6 Leuten und sechs großen Koffern bzw. Taschen in eine schöne, aber überschaubare Dreizimmerwohnung eingezogen. Und da unsere Wohnung nicht die einzige im Haus für Touristen ist, sind wir dementsprechend auch nicht die einzigen Outgames-Gäste im Haus. Womit wir auch bei einer schönem Ersteindruck dieses Events wären. Seit den Gay Games 1998 in Amsterdam habe ich es nicht mehr so deutlich erlebt, dass eine gesamte Ausrichterstadt dermaßen von einem Event (EuroGames, Gay Games oder Outgames) vereinnahmt wurde wie hier. Die Stadt ist bzw. erscheint voll von Schwulen und Lesben zu sein. Überall ist geflaggt, gebannert und plakatiert, und das nicht nur an öffentlichen Gebäuden, sondern auch in Läden und — als T-Shirt– an den Einwohnern. Hier hat Kopenhagen als Nichtmillionenstadt natürlich Vorteile gegenüber Sydney oder Montreal, aber freuen tut es einen trotzdem. Ist es doch nach all den Diskussionen im Vorfeld eine der Aufgaben dieser Outgames, nach seinem Geld zu suchen. Jenen 100€ Unterschied zu der Meldegebühr der EuroGames 2008, die manche von Kopenhagen ferngehalten haben. An den Wänden und Brücken der Stadt hängt also schon mal ein Teil davon.
Etwas sparsam hingegen die Eröffnungszeremonie, zumindest wenn man es mit den Stadionevents mit 40000 Menschen in Amsterdam, Sydney oder Montreal vergleicht. Das hier waren EuroGames-Dimensionen, und da auch noch eher jene der kleineren Art. Vor allem Antwerpen 2007 drängt sich als Vergleich auf. Auch da war es unter freiem Himmel und vor einer schönen Rathauskulisse, nur war es immerhin in Kopenhagen um einiges trockener. Der Einmarsch der Nationen von hinten über die Bühne über einen Catwalk auf den Rathausplatz war wirklich schön, und wie immer waren da die Länder im Vorteil, die im Alphabet vorne liegen.  Nach einer ersten Artistikeinlage, einer engagierten Ansprache der Bürgermeisterin von Kopenhagen und einer kleinen Rumbaeinlage der dänischen Goldhoffnung Gilles Höxer/ Benjamin Martin war es dann aber vorbei mit dem Sommerfest in lauer Abendluft, und der erste kräftige Regenschauer setzte ein. Als es uns zu feucht wurde verließen wir gegen 23 Uhr unter den Klängen der Outgameshymne den Rathausplatz und begaben uns zur Ruhe. Auch und vor allem wegen der zwei Läufer in unserer WG, die am Sonntagvormittag ihren Wettkampf hatten.

Insgesamt war der Eröffnungstag sehr angenehm, und wenn man irgendetwas bemängeln kann, dann die Tatsache, dass es in keinster Weise nötig war, zwei Stunden vor dem Einmarsch vor Ort zu sein, wie es als notwendig veröffentlicht worden war. Die Frühkommer standen sich wie immer die Beine in den Bauch, während sich die Nachzügler gemütlich auch noch um 21 Uhr einreihen konnten. Auch wünschten sich viele Teilnehmer generell eine frühere Uhrzeit für die Eröffnungsfeier, und die anschließende Party wurde wohl eh nur von jenen besucht, die am Sonntag noch keinen Wettkampf hatten.
Noch etwas zur Lage der Nation(en): Wenn man sich anguckte, wer beim Einmarsch dabei war und wer nicht, dann weiß man auch, woher die Lücken in den Meldelisten rühren. Große Mannschaften stellen durchweg die Skandinavier, natürlich voran die Dänen, aber interessanterweise auch die Norweger. Von den „Großen“ sind die Niederländer in rauhen Mengen anwesend, die Deutschen und Briten etwas schwächer als sonst und die US-Amerikaner vergleichsweise spärlich . Interessant ist es immer zu sehen, wie groß die Mannschaften aus Ländern sind, in denen kurz zuvor vergleichbare Veranstaltungen stattgefunden haben. Kanadier (Outgames 2006) und Belgier (EuroGames 2007) waren reichlich da, aber die EuroGames 2008 in Barcelona haben leider in keinster Weise zu einer großen spanischen Mannschaft in Kopenhagen geführt. Auffallend klein waren die Teams aus Osteuropa. Hier hat die hohe Meldegebühr wohl richtig zugeschlagen, was besonders bedauerlich ist.

Dieser Beitrag wurde unter Tagebuch abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.