Donnerstag: Und täglich grüßt das Murmeltier. Ich stehe jeden Morgen um 7:30 Uhr auf, absolviere eine Stunde lang die gleichen Bewegungsabläufe in gleicher Reihenfolge und nehme jeden Tag den Bus der Linie 10 um 8:40 Uhr zum DGI-byen. Diese eingespielte Tagesroutine lässt einen inzwischen ein wenig glauben, man würde einer geregelten Arbeit als Turniertänzer nachgehen. Nur das tägliche Arbeitsprogramm variiert ein wenig. Wichtigster Termin heute: Das A-Finale der Hauptgruppe Standard der Männer. Ein Meeting, an dem ich gern teilnehmen wollte; auch und gerade nach der knapp verpassten Seniorenmedaille.
Frau Dalsgaard ist wieder zu uns zurückgekehrt und startet den Tag erst einmal mit ein paar flotten Startnummernzahlendrehern. Bis dato habe ich ihre ständigen Versprecher für Trotteligkeit gehalten, aber als sie im Tagesverlauf eine offiziellen Hinweis verlas (der auf die potentielle Gefahr durch gewaltbereite Fußballfans am Abend in der City aufmerksam machte), war das dermaßen holperig vorgelesen, dass ich mich an den schönen Film „Blondinen bevorzugt“ erinnert fühlte. Filmkenner wissen jetzt, worauf ich anspiele.
Aber nun Schluss mit meiner speziellen Freundin Soffie. Denn es wurde ja auch und vor allem wieder viel getanzt heute. Die Tatsache, als einzige Paar von pinkballroom im heutigen Hauptgruppenturnier nicht in A oder B eingestuft worden zu sein, eröffnete Arne Kapteina und Frank Schnur die große Chance auf eine Goldmedaille in der C-Klasse, die sie sich auch nicht entgehen ließen.
Zwei Klassen darüber (in der A) ging es für Gergely Darabos und Pascal Herrbach darum, ihren ersten gemeinsamen Titel bei Weltspielen zu erringen. Als EuroGames-Sieger 2008 und Deutsche Meister 2009 gingen sie als Favoriten an den Start und konnten dieser an sich undankbaren Rolle vollauf gerecht werden: Mit 31 von 35 möglichen Einsen fiel der Sieg mehr als deutlich aus. Knapp war es um Platz 2 und 3. Hier behielten letztendlich Csetneki/Gatí (Budapest) die Oberhand gegenüber Wenzel/Wandt (Düsseldorf) bei deren letztem Turnier. Auf den begehrten Finaleinzug und die Plätze 4-6 hatte sich sicher ein halbes Dutzend Paare Hoffnungen gemacht. Und wie ich schon erwähnte, waren Stefan und ich mittendrin — und am Ende tatsächlich vorneweg. Was nun wirklich der schönste Nichtmedaillenplatz meines Lebens war. Außer uns stand von pinkballroom auch noch Holger Wenzel mit Michael Kraus im A-Finale und wurde hinter Bredal/Bundgaard Sechster.
Programmpunkt Nummer 2 dieses wieder vor stattlicher Zuschauerkulisse stattfindenden Wettkampftages war das Lateinturnier der Seniorinnen. Die Abwesenheit sämtlicher A-Paare des Hauptgruppenturniers hielt die Turnierleitung nicht davon ab, nichtsdestotrotz eine große Senioren-A-Klasse auszurufen. Das ist von der Logik schon etwas seltsam, dass man im gleichgeschlechtlichen Tanzsport einerseits die C-Klasse nicht mit einem vierten Tanz bzw. die B-Klasse nicht mit einem fünften Tanz behelligen möchte, in den Seniorenturnieren die betroffenen Paare diese Tänze dann aber doch zeigen sollen/müssen und meist auch beherrschen.
Senioren Latein der Frauen ist traditionell eine britische Domäne. Das war hier auch nicht anders. Gold (Settle/Leach) und Silber (Willmott/Hughes) gingen auf die Insel, dazu Bronze in die USA. Dorothea Arning und Almut Freund, die Deutschen Meisterinnen in dieser Disziplin, konnten ihre gute Medaillenchance leider nicht nutzen und bescherten pinkballroom einen weiteren 4.Platz.
Viel schönes und spannendes Tanzen also auch an diesem vierten Tag. Der DGI-byen-Star des Donnerstags war allerdings kein Turnierteilnehmer, sondern ein rosafarbener französicher Pudel von etwa 1,70m Größe (also known as Bradley Stauffer-Kruse), der quietschvergnügt durch die Halle hüpfte.
Das Publikum war entzückt und die Wertungsrichter belohnten den eigentlich britischen Auftritt mit der Silbermedaille in der Showdance-Kategorie. Gold gab es für die ausgefeilte Martial-Choreographie von Diependaal/Gill aus den Niederlanden, und Bronze ging an Kibel/Belfer aus den USA.
Morgen gibt es, etwas ungewöhnlich im Kalender platziert, als Nachschlag noch die Kombinationsturniere der Frauen und Männer. So grüßt denn auch am Freitag noch einmal das Murmeltier.
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