Gay Games Tagebuch Tag 2 (Sonntag, 10.08.2014)

Heute war ein Tag zum Relaxen – wenn da nicht eine kleine Trainingseinheit gewesen wäre, und der sich in die Länge ziehende Versuch, einen Fußweg zurück in die City zu finden  – vorbei an vielen Regenbogenfähnchen und netten Leuten, die immer noch wissen wollten, woher wir kommen („Oh Berlin, that’s a great City!“) und welche Sportart wir betreiben. Die größte Aufregung hat eine kleine Biene verursacht, die unbedingt ihren Stachel meinte, in Connys Zeh versenken zu müssen, und dabei ihr junges nicht durch allzuviel Weisheit geprägtes Leben aushauchte. Aber auch für echte Entspannung war gesorgt: Am Frühstückstisch lasen wir erstmal ausgiebig Zeitungen, die in erheblichem Umfang über die Gay Games und die gestrige Eröffnungsveranstaltung berichteten (einige Artikel waren von einer überraschenden und doch wenig erfrischenden Kenntnislosigkeit geprägt). Die Beiträge unterstrichen den ambivalenten Charakter der Gastfreundschaft – zwischen reinem kommerziellem Interesse und aktiver Werbung für Toleranz und Gleichberechtigung. Die Gay Games nennt der Amerikaner übrigens nur GG9 (gesprochen Gee Gee Nine) – und spart sich dabei doch gleich so ein unschönes Wort.

Doch eigentlich ging es doch um Entspannung: Die Eis-Empfehlung in Ohio City war in der Tat hervorragend und der Blick in die größte und rein weiße Eis-Manufaktur, die wir je gesehen hatten, beeindruckend. Die Füße in die Wellen am Strand (ja, tatsächlich gibt es so was am Eriesee mit Rettungsschwimmern wie bei Baywatch) zu halten war Urlaub pur (und der dicke Zeh dankte es mit vergleichsweise schnellem Zurückweichen auf ein normales Maß). Nochmals angefacht wurde dadurch die Diskussion, ob dieses Wasser wie in Reiseführern und Landkarten behauptet, wirklich nur ein See sein ist, obwohl es eigentlich nur ein ausgewachsenes Meer sein kann. Das Nachmittagsnickerchen im Park am Meer mit zahlreichen Outdooraktivitäten um uns herum tat einfach gut und das Abendessen draußen mit Life-Musik hat den zwischenzeitlich heruntergekommenen Blutzuckerspiegel sowie die Laune auf Höchstform auflaufen lassen. Auf dem Rückweg ins Hotel sahen wir dann noch einen schillernden Regenbogen am Cleveländer Nachthimmel – erzeugt durch die farbigen Strahler am Gay Games Village. Sooooo kitischig, fast schön, aber sicher rührend.

Bei so einem entspannten Tag gibt es auch Zeit, sich die Startliste anzusehen: pinkballroom „sendet“ zwei Frauenpaare zur WM, und damit die Hälfte der Berliner Paare (die anderer Hälfte übernimmt richtigrum mit zwei Männerpaaren). Aus Köln kommen noch drei Paare (alle TTC), dann noch ein neu-kombiniertes Männerpaar aus dem Ländle – und das war es schon aus Deutschland. Aus den anderen Ländern Europas kommen noch 7 Paare dazu, davon 4 mit französischer Beteiligung (!) – mehr ist nicht Alle Paare sind Standardpaare, einige tanzen Standard & Latein – aber reine Latein-Paare sind nicht am Start. Von den amtierenden WeltmeisterInnen sind „nur“ Petra & Caroline da (es gibt Menschen, auf die ist einfach immer Verlass;-). Wahrscheinlich hat die vergleichsweise nahe und sportlich hochklassige EM den ein oder anderen bereits wankenden Reiseplan vollständig zum Einsturz gebracht. Schade. Langweilig wird es sicherlich trotzdem nicht, die amerikanischen Paare können schließlich auch was. Und deswegen wird morgen nochmal trainiert, und jetzt ins Bett gegangen.

Kerstin & Cornelia/10.08.2014

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