14 Sekunden – ein kurzer Traum und cooler Abschluss

An dieser Stelle stand noch bis zum Wochenende (19.11.2015):

Formationstanzen kennen wir von unseren EuroGames, Gay- und OutGames. Ach stimmt:  Die gemischtgeschlechtlich Tanzenden machen das auch….. Und da passieren durchaus eigentümliche Dinge. So am 04.10.2015 in Polen auf der Europameisterschaft der gemischtgeschlechtlichen Standard-Formationen. Zwölf Mannschaften aus sieben Nationen tanzten. DSV Dance Impression aus den Niederlanden präsentierte ihre neue Choreografie „Imagine“ und vertantzte John Lennon Musiken – grundsätzlich ein durchaus zweifelhaftes Vergnügen (siehe Film). Aber in Minute 02:40 passiert es: Ganze 14 Sekunden tanzen die acht Paare gleichgeschlechtlich!!! Und die 700 Zuschauer_innen danken es mit dem größten Szenenapplaus für die Kür. Und fast schlagen sie damit auch noch die deutsche Formation aus Braunschweig….. Aber es wird doch der 4. Platz. Wie cool!!!!!

Heute (22.11.2015) stellt sich alles anders dar. Zunächst die gute Nachricht. Es gibt gleich noch eine zweite Formation, die gleichgeschlechtliche Elemente in die Choreo aufgenommen hat: Die Formationsgemeinschaft FG TTC Rot-Weiss-Silber Bochum/TSZ Velbert wollte mit ihrer Choreographie „Herzschlag“ zum „Gedenken an ihren Team-Kollegen, der an einem Krebsleiden verstarb, auch gleichgeschlechtliche Paare thematisieren“. An einer Stelle sollten Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzen.

Offensichtlich trifft der Equality-Tanzsport auch im Mainstram-Tanzsport einen ganz aktuellen Nerv. Es gibt Menschen, die Equality als Bereicherung begreifen und – in den wenigen Stellen, wo es die Regulatorien zulassen – einfach einbauen. Es schien so einfach….

DSV Dance Impression – Abschlusspose bei der EM

Aber nun zur schlechten Nachricht: Am Vorabend von der DM erhielten Bochum/Velbert von dem DTV die Information, dass dieser Passus zur Disqualifikation führen würde, so dass sie kurzfristig einen anderen Passus einstudieren mussten, und einen für sie enttäuschenden 4. Platz erreichten. (Interview mit der Trainerin Astrid Kallrath zu dem Vorfall). Und auch der WDSF entschied prötzlich, alle Formationen zu disqualifizieren, die gleichgeschlechtliche Passagen darbieten – vielleicht sogar auf Drängen deutscher Offizieller. Die Niederländer_innen werden vorauss. damit auch ihre Choreo für die WM in 2 Wochen umstellen müssen. Und schon wird aus einem vormals harmlosen Formationstitel „Imagine“ (Imagine all the peple… living life in peace) eine politische Aussage. Auf ihrer Website schreiben sie: „Imagine will however continue to represent freedom, justice, peace and equality for everyone… We are proud of our show, especially in these horrible times. Whatever happens, we will shine our light of peace at the World Championships in Ludwigsburg.”

Auch wir waren stolz! Stolz darauf, kleine Trends zu setzen und damit erstmals wahr genommen zu werden im Mainstream-Tanzsport. Und wir waren hoffnungsfroh, dass der Equality-Tanzsport als eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung des Mainstream-Tanzsport erkannt wurde – wenn auch erst von Einzelnen. Die Enttäuschung nach dem Wochenende der beiden Entscheidungen ist umso größer. Darf sich der Tanzsport wirklich nicht weiter entwickeln? Darf er nicht vielfältiger werden?

DSV Dance Impression – Abschlusspose bei der WM

Nachtrag vom 30.11.2015:

DSV Dance Impression haben am 28.11.2015 ihre WM getanzt. Sie haben ihre Choreographie umgestellt, haben sich den Regeln „gebeugt“ und wurden somit nicht disqualifiziert, sondern tanzten im Finale auf den 6. Platz.War das alles? Nein, das war nicht alles. In der Abschlusspose passierte wieder was Eigentümliches, Unerhörtes gar…, aber diemal Regelkonformes…SCHMATZ!!!! Bei der EM gab es bereits einen außerordentlichen Applaus in der Equality-Sequenz – bei der WM stehende Ovationen;-)

Kerstin Kallmann/KK 19.11.2015/Ergänzung 22.11.2015/Nachtrag 30.11.2015

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