Selbstverständnis von pinkballroom in der TIB 1848 e.V.

pinkballroom hat sich als Tanzsportgruppe für gleichgeschlechtliche Tanzpaare gegründet. Das bedeutet zunächst, dass eine Frau mit einer Frau, ein Mann mit einem Mann tanzt. pinkballroom bietet Angebote für Tanzende, die an gleichgeschlechtlichen Tanzsportturnieren teilnehmen sowie für Tanzende, die im Breitensport nach einer regelmäßigen sportlichen Freizeitbeschäftigung suchen. Unsere Angebote richten wir gleichzeitig auch an alle Paarkonstellationen und Geschlechter, die nicht dem konventionellen Rollenbild des Tanzsportes entsprechen (z.B. Transgender, gemischtgeschlechtliche Tanzpaare mit Rollenwechsel).

Was bedeutet gleichgeschlechtliches Paartanzen?

Gleichgeschlechtliches Paartanzen ist einzigartig. Das beginnt mit der Freiheit der Rollenwahl. Es ist nicht von vornherein klar, wer führt und wer folgt. Die tänzerische Rolle wird in einem gleichgeschlechtlichen Tanzpaar frei gewählt und individuell interpretiert. Die Rollenzuordnungen sind somit verhandelbar und nicht an ein biologisches Geschlecht gebunden. Dies ermöglicht es den Tanzenden selbst zu entscheiden, ob sie eine feste Rollenverteilung (führend/folgend) wählen, die Rollen zwischen den Tänzen oder innerhalb der Tänze wechseln bzw. in ihrem tänzerischen Ausdruck Rollenelemente kombinieren. Daraus folgt, dass die Tanzenden autonom in ihren Entscheidungen und Vorlieben sind, wie sie ihr Tanzen gestalten. Rollenwechsel und -kombinationen fördern die  Sensibilität und das Verständnis für die unterschiedlichen Charakteristiken der Rollen.

Beide Partner_innen sind gleichberechtigt. Daraus resultiert auch die Bezeichnung ‚Equality-Tanzen‘.

Was bedeutet gleichgeschlechtliches Turniertanzen?

Gleichgeschlechtliches Turniertanzen ist ein Erwachsenensport. Die Teilnahme an gleichgeschlechtlichen Turnieren ist Personen über 16 Jahren vorbehalten. Die Mehrheit der gleichgeschlechtlichen Tanzenden beginnt häufig erst im Erwachsenenalter mit diesem Sport.  Nur wenige  bringen eine tänzerische Vorbildung aus dem gemischtgeschlechtlichen Paartanzen mit. In unseren Kursen legen wir daher einen Schwerpunkt auf das Heranführen Erwachsener an den Turniersport. Für die Trainer_innen ist es wichtig, auf die verschiedenen Erfahrungshintergründe  der Tanzenden aufzubauen und zudem die individuellen Vorlieben der Paare zu unterstützen.

Aufgrund der unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen (z. B. Größe, Kraft) können Männer- und Frauenpaare unterschiedliche Schwerpunkte im Tanzen setzen, die nicht unmittelbar vergleichbar sind (z. B. Sportlichkeit, Eleganz, Dynamik, Paarharmonie). Aus diesem Grund werden i. d. R. getrennte Turniere für Frauen- und Männerpaare ausgetragen. Das Ziel des Trainings von pinkballroom ist es, alle Tanzenden, egal welcher Paarkonstellationen, entsprechend ihrer Schwerpunkte zu fördern.

Für gleichgeschlechtlich Tanzende, die über Tanzschulniveau hinaus leistungssportorientiert trainieren wollen, bietet ein Verein ideale Möglichkeiten.  pinkballroom bietet für diese Tanzenden ein auf ihre spezifischen Interessen und Belange zugeschnittenes Tanztraining mit Turnierausrichtung an. In pinkballroom-Kursen werden die Tanzenden in ihren tänzerischen Rollen angesprochen. Also statt von Mann/Frau ist die Rede von Führenden und Folgenden. Und gibt es genügend Zeit, beide Rollen zu üben. Dies ist die Voraussetzung für einen Rollenwechsel innerhalb der oder zwischen den Tänzen. Auch der Führungswechsel selbst, wird in unseren Kursen angesprochen.

Was ist das Besondere an gleichgeschlechtlichen Turnieren?

Gleichgeschlechtliche oder auch Equality-Turniere sind Leistungs- und Breitensport in einem. Sie haben zugleich den Charakter eines sozialen Events. Sowohl hochklassige Paare als auch Anfänger_innen und Gelegenheitstanzende sind vertreten. Das Publikum ist von Anfang an dabei und feuert nach Kräften die Paare an. Die Teilnehmenden kommen aus einem internationalen Umfeld. Typisch sind auch die sehr unterschiedlichen Altersklassen, die in einem Turnier miteinander tanzen (nur in großen Turnieren wird in die Hauptgruppe und die Senior_innen-Klasse eingeteilt). Diese Vielfalt ist das, was für die Zuschauer_innen den Reiz ausmacht. Gleichgeschlechtliche Turniere beginnen für alle Paare gemeinsam mit den Sichtungsrunden, bei denen die Wertungsrichter_innen die Einteilung in die Klassen vornehmen. Bei den Sichtungsrunden tanzen Paare aller Niveaus zusammen. Die Sichtungsrunden gehen über drei Tänze und verlangen den Tänzer_innen von Anfang an viel ab, da das Ergebnis aus den Sichtungsrunden über die Klasseneinteilung für dieses Turnier entscheidet.

Da die Klasseneinteilung nicht fest vorgegeben ist, gibt es daher auch keine Figurenbeschränkung und keine Vorschriften für die Kleidung in den Klassen. Führungswechsel sind in gleichgeschlechtlichen Turnieren möglich, jedoch nicht verpflichtend. Die Wertungsrichter_innen stehen vor der Herausforderung, bei den Paaren die individuelle Interpretation der Rollen sowie Führungswechsel zu erkennen und angemessen in der Wertung zu berücksichtigen.

Für unsere Trainer_innen ist es wichtig, auf die Besonderheiten des gleichgeschlechtlichen Turniersports hinweisen zu können und gemeinsam mit den Tanzenden Folgen zu entwickeln, die dem Können und den Erfahrungen des Paares entgegen kommen. Die Trainer_innen sollten daher selbst Erfahrung im gleichgeschlechtlichen Paartanzen haben.

Warum wir bei pinkballroom tanzen?

1998 gegründet  hat pinkballroom mit seinem breiten Angebot im noch jungen Equality-Tanzsport eine Vorreiterrolle und ist ein Aushängeschild für gleichgeschlechtliches Tanzen. Dies zeigt sich auch daran, dass pinkballroom seit mehr als 15 Jahren gleichgeschlechtliche Turniere veranstaltet.  Sehr stolz sind wir darauf, dass wir im Jahr 2005 die ersten Internationalen, Offenen Deutschen Meisterschaften im Equality Dancing ausrichten konnten und im Jahr 2013 als erster Verein zum zweiten Mal Gastgeber dieser Großveranstaltung waren. Unsere Heimat haben wir im Berliner Tanzsportclub Grün-Gold, Tanzsportabteilung der Turngemeinde in Berlin 1848 e. V. gefunden.

Von Anfang an war pinkballroom der Kontakt zur queeren Szene wichtig. Spaß haben und gemeinsam feiern gehören genauso dazu, wie Organisation und Austausch über Equality-Turniere. Wir sind eine Gemeinschaft, in der gleichgeschlechtlich Tanzende ganz selbstverständlich ist.

Toleranz, Akzeptanz und Offenheit sind Werte, denen sich pinkballroom verpflichtet.

Da viele Tänzer_innen aus der schwul-lesbischen Community kommen und Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben bzw. die durch ihr Auftreten/ihre Lebensführung Ausgrenzung erfahren haben, ist pinkballroom für uns ein Raum, in dem wir sein können und in dem wir in die öffentliche Wahrnehmung treten. Durch unsere Auftritte, Angebote und Events möchten wir auch dazu beitragen, das Thema Homosexualität in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken, auch und gerade im Tanzsport.