Das waren die inoffiziellen Europameister_innenschaften bei den EuroGames 2019 in Rom – Jetzt der Bericht

Seit 1996 gibt es Tanzsportwettbewerbe auf den EuroGames, seit 1998 auf den GayGames und seit 2011 werden auf diesen Tanzsportwettbewerben auch die offiziellen Europameister_innen-Titel der ESSDA (der europäische Verband unseres Tanzsport) vergeben.  

Es war schon immer etwas schwierig, einen Tanzwettbewerb innerhalb der Multisportevents EuroGames, GayGames oder OutGames zu veranstalten, insbesondere weil die finanziellen Anforderungen (vor allem für Räumlichkeiten, Wertungsrichter_innen) für ein Tanzturnier sich ganz erheblich von anderen Tanzsportarten unterscheiden und weil nicht-tanzsporterfahrene Menschen im Vor-Ort-Orga-Team sich dieser Unterschiede nicht immer bewusst sind. Bei den EuroGames 2019 in Rom gestaltete es sich besonders schwer, dabei scheint einiges Porzellan zerrstört worden zu sein. Mitte März gab die ESSDA erst mal auf, in Rom eine Europameister_innenschaft veranstalten zu können. Daraufhin wandte sich die EGLSF (der Verband, der die EuroGames ausrichtet) an den DVET (unser deutscher Verband), der selber Mitglied in der EGLSF ist. Dörte & Thorsten als Vertreter_innen des DVET sowie Peter des zusätzlich eingebundenen ÖTSV (das österreichische Pendant) fuhren kurzfristig zu einem Vor-Ort-Termin nach Rom und veröffentlichten Mitte April die gemeinsame Entscheidung, dass sie ein Tanzturnier auf den EuroGames veranstalten werden, das zumindest als „inoffizielle Europameister_innenschaften“ gelten werden (so wie vor 2011 auch).

Das ist keine verunglückte Dokumentation einer Sieger_innenehrung, sondern der Foto-Joker für die Preisfrage: „In welchem Land fanden 2019 erstmals die EuroGames statt?“

In kürzester Zeit suchten sie ein 9-köpfiges Wertungsgericht zusammen, die tollste D-Jane ever (Andrea Tangoschlampe Schlinkert), ein 3-köpfiges Moderationsteam (Lady Olivia, Csaba Csetneki & Marta Gagnin). Das war der „einfache“ Teil der Übung. Der schwierige Teil blieb auch für Dörte & Thorsten die Zusammenarbeit Vor-Ort…..der Kaffee für die Wertungsrichter_innen, Rechner und Drucker für das Turnierbüro, Shuttle-Service für die Tänzer_innen zum Veranstaltungsort, Klimatisierung des Tanzsaales, Medaillen, Akkreditierung & Begrüßungstüten…..alles wurde zu Herausforderungen, die graue Haare im Organisationsteam wachsen ließen….

Das Wertungsgericht der EuroGames 2019

Und leider gelang es nicht, die ESSDA zu überzeugen, aus dem Turnier doch noch offizielle Europameister_innenschaften zu lassen. Schade, aber nicht schlimm…

Die organisatorischen Schwierigkeiten, der Verzicht auf die Vergabe offizieller Titel und urlaubstechnische Gründe veranlasste leider einige Paare dazu, nicht die Reise nach Rom anzutreten. Von pinkballroom machten sich aber zahlreiche Tänzer_innen auf dem Weg nach Rom, immer bestens informiert durch ständig aktualisierte Wegbeschreibungen von Thorsten. Der Veranstaltungsort war verkehrstechnisch eigentlich ungeheuer praktisch gelegen: Direkt neben dem Flughafen Ciampino, der vor allem von einer Billigst-Fluglinie angeflogen wird. Vorteilhaft waren die günstigen Preise für die Hotels, die mit der guten Verkehrsanbindung einhergehende Geräuschkulisse berücksichtigen. Wer nahe wohnte, konnte die Mittänzer_innen regelmäßig in der Pizzeria/Trattorie wiedertreffen – Ciampino ist halt übersichtlich;-) Obwohl Flughafen und Hotel so nah waren, war der Weg zum Veranstaltungsort zu Fuß doch noch herausfordernd. Ein paar hundert Meter waren auf einer befahrenen Straße ohne Gehweg zurückzulegen – interessante Hinterlassenschaften und Gerüche inklusive. Der Weg führte in ein Gewerbegebiet mit Tankstelle und Hyper-Mercato und eben dem Veranstaltungsort Palacavicchi. Dieser Ort, der obwohl aus den 90ern bereits mit sehr viel Trash bei eher verhaltenem Flair aufwarten konnte, verwandelt sich am Wochenende in einen Tanzschuppen mit Bargelände für bis zu 11.000 Menschen. So viel waren wir nicht….ein kleiner Teil davon reichte für die angereisten Tänzer_innen und mitgebrachten Zuschauer_innen aus – wir hatten Platz!

So sieht Platz aus!!

Für die Tänzer_innen startete es mit einem Warm-Up am Mittwoch und einem gemeinsamen Empfang vom DVET und dem UKSSDC. Das war schon mal wichtig, um den Flair von Palacavicchi auf sich wirken zu lassen und auch mental bestens vorbereitet die Turniere 11.-13.07.2019 angehen zu können.

Am Donnerstag starteten die Europameister_innenschaften mit dem Wettbewerb 10 Tänze Senior_innen (keine Pinkies bei den Männern). Von pinkballroom war Sophia Arkenstette mit ihrer städteübergreifenden Tanzpartnerinnenschaft Susanne Jurkowlaniec aus Hannover am Start. Während sie in vier der Standardtänze den 4. Platz machten, mussten sie sich in den Lateintänzen mit dem 5.Platz genügen. In der Summe wurde es somit knapp der 5. Platz.

Am Nachmittag folgten die Hauptgruppen-Wettbewerbe Latein Frauen und Standard Männer. In dem Frauenfeld mit 16 Paaren starteten 6 Pinkie-Paare, bei den 11 Männerpaaren ein Paar von uns. Sophia & Susanne mussten mit dem 4. Platz in der D-Klasse wieder neben dem Treppchen Platz nehmen. In der B-Klasse  tanzten 3 Pinkie-Paare in einem Feld von 5 Paaren. Claudia Neidig & Ilka Spencker tanzten in ihrem ersten gemeinsamen Turnier auf den 4. Platz. Die Silbermedaille hätten Monique Gärtner & Kerstin Hübner gerne entgegen genommen, aber die gab es am Donnerstag noch nicht. Trotzdem war es der schöne 2. Platz! Davor setzten sich die nach einem Jahr Pause die spontan zusammentanzenden Mel Braune & Stefanie Siebels, die dann in dem A-Finale den 5. Platz machten. Wiederum davor erreichten Cornelia Wagner & Kerstin Kallmann den 4. Platz (europäische Wertung: 3. Platz) und Ulrike Gutewort & Anika Lautenschläger den 3. Platz (mit einem 2. Platz und einem geteilten 2. Platz, inoffizielle Vize-Europameister_innen). Es gewannen mit allen gewonnenen Tänzen die amtierenden offiziellen Weltmeisterinnen Yulia Zhdanova & Kelly Monshouwer (Russland/Niederlande). Antonio Ciutto & Kai Vetter gewannen in Standard mit allen gewonnenen Tänzen die B-Klasse und tanzten in der A-Klasse auf den 5. Platz. Die (neuen) inoffiziellen Europameister heißen Stefan Lehner & Thomas Marter (Österreich).

Von der folgenden Opening Zeremonie können wir leider nicht berichten, so dass der Bericht gleich mit dem nächsten Tag weitergehen kann. Es war der Freitag. Dieser Tag beinhaltete alle Senior_innen Einzel-Turniere, die Hauptgruppen-10-Tänze-Turniere, alle Show-Turniere sowie die als Fun-Turniere angekündigten Tango- und Salsa-Turniere – in der Summe 10 Turniere, die in einander verschachtelt wurden. Eine logistische Meisterleistung der Turnierorgakunst!!!! Es war für uns einfache Tänzer_innen allerdings nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten….. zum Glück hatten wir einen detaillierten Zeitplan, der über 2 Seiten des Programmheftes verlief!

In dem 17-paarigen Seniorinnenfeld Standard teilten sich Sophia & Susanne mit einem anderen Paar den Anschlussplatz an das C-Finale. In der B-Klasse tanzten Kerstin & Claudia auf den 5. Platz. Der Tanz um den Sieg in dieser Klasse war spannend!!! Mit drei 2. Platzen und einem ersten gewannen Monika Schmitt & Antje Wähner. Das Siegerinnentreppchen hätten drei verschiedene Berliner Vereine besetzt – aber wer braucht schon ein Treppchen;-) In der A-Klasse tanzten Moni & Antje auf den 4. Platz. Das Turnier gewannen mit allen gewonnenen Tänzen die amtierenden offiziellen Seniorinnen-Weltmeisterinnen Caroline Privou & Petra Zimmermann (Köln). Es gibt keine Latein- tanzenden Pinkie-Männer.

In dem 10-Tänze-Turnier der Hauptgruppe tanzten Sophia & Susanne auf den 4. Platz. Die amtierenden Weltmeisterinnen waren leider nicht am Start, so dass Kerstin & Conny sich nicht lange bitten ließen und den nun inoffiziellen Titel gewannen. Ab dieser Sieger_innen-Ehrung  gab es auch die EuroGames Medaillen dazu.

Für den Tango-Wettbewerb verließ Andrea Schlinkert kurz mal ihr DJane-Pult und tanzte mit Leon Strauß auf den 2. Platz der A-Klasse(übrigens zieren die beiden das aktuelle Juli-Blatt des aktuellen Berlin Open Kalenders;-). Das Turnier gewannen Bettina Beinker& Anja Schittenhelm (Berlin). Für den Salsa-Wettbewerb tanzten Katrin Raithel & Gisbert Winzler auf den 1. Platz der B-Klasse. In der A-Klasse tanzte Ulrike Gutewort spontan mit Bettina Beinker auf den 4. Platz. Offensichtlich trainiert hatten Leonhard Stefan & Gergely Darabos (zumindest an diesem Tag) und tanzten mit spektakulären Figuren auf den 2. Platz der A-Klasse. Es gewann die italienisch-israelische Kombination Davide di Prete & Yoav Oved.

Am Nachmittag starteten die Seniorinnen Latein und die Senioren Standard. In der C-Klasse tanzten die unermüdlichen Sophia & Susanne auf den 6. Platz in der C-Klasse. Claudia & Ilka kamen in diesem Turnier in die B-Klasse und erreichten den bronzenen Treppchenplatz. Sie nahmen nicht nur ein paar Einser-Wertungen mit, sondern sind mit dem Ergebnis das drittbeste Frauenpaar Europas dieser Altersstufe. Es gewannen Dorothea Arning & Almut Freund (Berlin). Das Seniorenturnier Standard gewannen (ohne Pinkie-Beteiligung) Thomas Bensch & Simone Biagini (Berlin).

Bereits Mittags war die Vorrunde der beiden Show-Turniere zu bewundern. Bei den Paaren tanzten neben Tania & Ines Dimitrova mit ihrer Show „Zorro“ noch Davide di Prete & Yoav Oved mit einer Modern Dance – Latein Show sowie Liore Panitz & Jo Popadynetz (USA) mit ihrer Latein-Interpretation zu „Halleluja!“. Letztere verzichteten leider auf die Möglichkeit, die Präsentationsrunde zu tanzen und wurden Letzte im Turnier. Es gewannen recht eindeutig Tania & Ines.

Bei den Showgruppen starteten beide pinkballroom-Gruppen: revue en rose unter der Leitung von Gabriella Davis sowie pink unicorns unter der Leitung von Gergely Darabos. Die pink unicorns zeigten ihre Show “Vogue”, mit der sie bereits den Deutschen Meister_innen Titel gewannen. Kai Vetter, Anika Lautenschläger, Ulrike Gutewort, Monique Gärtner, Kerstin Hübner, Mel Braune, Tatjana Meier & Leonhard Stefan zeigten tänzerisch wie stilistisch ganz große Klasse und waren nochmal besser als in Hamburg. Die pink dancers aus London (Leitung: Ralf Schiller) zeigten in coolen Raumanzügen (O-Ton einer Tänzerin: „It’s NOT cool!“) ihre Interpretation des Zeitgeistes während der ersten Mondlandung. Ganz schön schwerelos! Bei revue en rose tanzten Andrea Schlinkert, Simone Götz, Sabine Stratmann, Leon Strauß, Mel Braune, Gisbert Winzler, Katrin Raithel, Kerstin Hübner, Frank Morche, Rainer Dietzel, Antje Wähner, Monika Schmitt, Anja Schittenhelm, Konscha Schostak, Simone Britz, Monique Gärtner, Jan Himme und Annika Lautenschläger passend zum 50. Jahrestag des Stonewall-Aufstandes in der Christopher Street den Kampf für die Rechte der LGBTI-Community. Da war alles drin: Bigotterie in der Kirche, gleichgeschlechtliche Ehe, Ausgrenzung von Homosexuellen und die Befreiung durch Coming Outs….. Es wurde (wie bereits 2017 während der EC in Berlin) ein ganz knappes Ergebnis. Mit 160,0 zu 159,5 gewannen revue en rose vor pink unicorns. Zahlen können so brutal sein…. Menschen hätten zweimal den ersten Platz vergeben (weichherzige auch dreimal)……

Insgesamt zeigt sich bei den Gruppen eine Entwicklung zu deutlich mehr Phantasie, zu mehr Wow-Effekten bei den Kostümen und bei den tänzerischen Show-Effekten (diese ganz wunderbare menschliche Treppe, zum Dahin schmelzen!!!). Das Publikum freut es!!!!!

Am letzten Tag (Samstag) gab es nur noch zwei Turniere der Hauptgruppe. Wer aufgepasst hat, weiß sofort, dass die inoffiziellen Titel Frauen Standard und Männer Latein noch offen sind. Sophia & Susanne nutzten die viele Turnier-Erfahrung der letzten Tage und erreichten in der C-Klasse den 13. Platz. In dieser Klasse erreichten Kerstin Hübner & Claudia Neidig  sowie Simone Britz & Nora Martens das Finale. In diesem Finale wurden die Ziffern zwar kunterbunt erteilt, aber die Plätze dann doch recht eindeutig errechnet. Auf das Treppchen kamen beide Pinkie-Paare , wobei Nora & Simone vor Kerstin & Claudia auf den 2. Platz kamen. In dem Finale der B-Klasse waren wieder zwei Pinkie-Paare vertreten: Monika & Antje sowie Jan Himme & Monique Gärtner. Auch hier waren sich wieder die Wertungsrichter_innen nicht ganz einig. Jedes Paare erhielt Einser-Wertungen. So auch Moni & Antje, aber unter dem Strich wurde es der 4. Platz. Fast jedes Paar erhielt auch Sechser-Wertungen – außer Monique & Jan. Folgerichtig gewannen sie diese Klasse mit drei gewonnenen Tänzen. In der höchsten Klasse war pinkballroom dann mit drei Paaren vertreten, wobei Monique & Jan den Einzug in das Finale verpassten. Dort tanzten Kerstin & Conny auf den 5. Platz, während sich Tania &Ines ein Duell mit Reka & Maria aus Ungarn gaben. Da sie „nur“ zwei Tänze „gewannen“ wurde es der bronzene Treppchenplatz. Das Turnier gewannen „natürlich“ die amtierenden Weltmeisterinnen Petra & Caroline. Seit 2005 ungeschlagen….und doch immer wieder unglaublich!!!!!

Bei den Männern starteten Mark Haps & Kai Vetter in der B-Klasse und erreichten den silbernen Rang. Dieses Turnier gewannen Antonio Cavallo & Andrea Chiapello aus Italien.

Ach so: In diesem Finale tanzte noch ein Paar aus Italien. Und in der B-Klasseauch ein Paar mit Italien-Beteiligung….Es war also nicht nur das erste Turnier in Italien, sondern auch das erste Turnier mit Tänzer_innen, die für Italien starten. Wir würden uns freuen, wenn diese Paare dabei blieben und noch ein paar Freund_innen mitbrängen.

Von pinkballroom können wir 29 Starts vermelden bei insgesamt 129 Starts, wir waren also ganz gut vertreten! 16 „Titel“ wurden vergeben, davon gingen drei an Pinkies: Die Titel im Wettbewerb Showtanz Gruppe, im Wettbewerb Showtanz Paar und im Wettbewerb 10 Tänze Hauptgruppe. Aber wegen der Titel waren wir ja gar nicht da! Wir haben schönes Tanzen gesehen, wir haben unser Bestes gegeben, gedankt wurde es meistens auch von Wertungsricht und Publikum. Auch wenn dieses größtenteils aus Tänzer_innen bestanden, sind gerade auch aus Berlin einige Familienangehörige und Freund_innen mitgereist, um die Paare zu unterstützen. Das Publikum war toll!!!!

Bei Richtigrum schreibt Kathrin Stade:

„Und was ist nun das Fazit? Gelungene Tanzwettbewerbe in der „ewigen Stadt“ mit gut gelaunten und engagierten Akteuren, Helfern und Turnierveranstaltern. Die tolle Gemeinschaft an den Turniertagen und der unbedingte Wille, gemeinsam das Gelingen des Events erreichen zu wollen, werden wohl bei vielen von uns in starker Erinnerung bleiben. Arrivederci Roma! Ciao Düsseldorf 2020!“

Was wäre dem hinzuzufügen?(außer ein Gender_Gap;-) und unser Dankeschön.

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