Tanzen zwischen Sabine und Dennis

Zum 10. mal sind wir nun schon bei der Pink Jukebox Trophy in London (die es genauso lange gibt, wie die Berlin Open, nämlich seit 1999), doch JEDES Mal ist es ganz anders. Die sich erinnernste aller Tanzpartner*innen sieht das jedoch anders, sie meint, wir würden schon das 10. mal hinfahren, weil es JEDES Mal so schön gleich sei. (Aha!)

Mit Rückenwind von Sabine schaukelten wir uns daher am Freitagvormittag nach Gatwick (bis hierher noch wie immer). Aber, nach 10 Jahren war unser B&B nähe Baker Street bereits ausgebucht und nicht bereit, uns als Stammkundinnen ein Zimmer zu räumen (Unverschämtheit). Daher beschlossen wir nähe Victoria Station ein verkehrsgünstig gelegenes Hotel zu wählen. Und: Es stellte stellte sich als würdiges Ausweichquartier in einer sehr netten Umgebung heraus. Noch lachte uns London mit Sonne an (das sollte sich jedoch bald erheblich ändern) und daher beschäftigten wir uns mit „Einlaufen“ durch neue Stadtviertel in der Nähe von Battersea Power Station. Die Hochhausarchitektur bzw Großbaustellenkultur ist durchaus interessant, wohnen möchten einige von uns allerdings lieber im Wedding. WIE IMMER gingen wir dann Abendessen bei Pizza Express (aber an einem ganz ANDEREN Ort als sonst – zum Glück ist es eine Kette, aber eine leckere).

Natürlich wie immer früh aufstehen wegen der Bedenken der entspanntesten aller Tanzpartner*innen, um dann doch viel zu früh da zu sein und stundenlang in den ersten Ausläufern von Sturmtief Dennis in der Schlange vor dem Rivoli zu stehen. Die Freude über den Einlass wurde nur durch die wie immer vorhandene Kälte in der Umkleide ein wenig getrübt. Aber die erfahrenen Londonturniertänzerinnen haben ja ihre wärmsten Tanzklamotten (mit Woll-Schlüpfer ;-)) eingepackt.

Pünktlich und keinen Verzug im Zeitplan duldend (außer ein paar Minuten warten auf die verspätet mit dem Zug ankommende Wertungsrichterin) ging es los mit Männer Standard und Frauen Latein. Dass wir nicht über die Männer berichten können, liegt nicht an Diskriminierung, sondern daran, dass keine Pinki-Jungs da waren (außer natürlich Torsten, aber der hatte nur beobachtende Funktion). Im Turnier der Frauen-Standard erreichte die Spontan-Kombination Jan Himme und ex-pinki Henri T. in der C-Klassen Platz 3 (von 12 Paaren). Die Freude über den Einzug in die mit neun Paaren besetzte B-Klasse war groß bei Simone Britz & Nora Martens (ein bisschen Respekt war auch dabei) – noch größer dann die Freude über den Einzug in das Finale und das Erreichen von Platz 5. Kerstin Kallmann & Cornelia Wagner machten es sich nicht leicht – da war doch plötzlich kurz nach Beginn der Sichtungsrunde die neue Tango-Folge weg und zwar in beiden Köpfen; und auch die alte nicht mehr auffindbar. Da wurden dann doch einige Glücksgefühle ausgeschüttet, als die Nachricht über das Erreichen der A-Klasse bekannt gegeben wurde. Am Ende stand unser gern genommener Platz 4 in der Ergebnisliste.

Sieger*innen-Ehrung C Latein

Am Nachmittag war dann Latein dran. Die Frauen C-Klasse erwies sich erfreulicher weise als Pinki-dominiert. Der Sieg ging an Simone Britz & Monique Gärtner, die musikalisch und tänzerisch überzeugten. Direkt hinter den beiden konnten sich Jan & Henri Rang 2 sichern. Im Finale der B-Klasse hatten alle Paare sehr gemischte Wertungen. Kerstin & Conny tanzten dort mit und nahmen am Ende einen Pokal für Platz 3 mit nach Hause, der ganz ANDERS aussah, als in den Jahren zuvor (wie JEDES Jahr – er sieht JEDES Jahr anders aus, kommentiert die sich energisch erinnernste aller Tanzpartner*innen).

Die Turniersieger*innen bei den A-Klassen wurden die jeweiligen Weltmeisterinnen Petra Privou & Caroline Zimmermann (Köln, wie JEDES Jahr seit 16 Jahren, also länger sogar als die sich permanent erinnernste aller Tanzpartner*innen überhaupt erinnern kann) sowie Kelly Monshouwer & Yulia Zhdanova (Niederland/Russland). Bei den Männern Standard gewannen die Polen Rafael Chmiela & Grzergorz Dyrda. Und bei den Männern Latein die Jonathan Morrison & Shane Seal Basingstoke aus GB.

Von den Teilnehmendenzahlen und Zuschauendenzahlen war das Turnier gefühlt so gut wie noch nie besetzt – am Vormittag sogar ausverkauft – und von der Qualität des Tanzens waren viele sehr begeistert. Die Turnierorga war wie JEDES Jahr super. Die Stimmung war großartig (gerade auch bei den D-Klassen) und wir haben wie JEDES Jahr neue Line-Dance Choreos ausprobieren dürfen. Die Musik hatte alles, was man von einem London-Turnier erwartet: Blackpool-Style, Evergreens und stimmungsvolle moderne Stücke. Wollt ihr ein bisschen Tänze raten? Was tanzten wir wohl zu „Mexicooooo“ und „Piano-Man“ (schon klar, oder) – aber was wohl zu „Go Down Moses“, „We will Rock You“ und „Skyfall“ (zwei verschiedene Tänze, aber keine Rumba). Zur Auflösung geht es am Ende des Textes. Aber da war noch was ganz BESONDERES: Mit Standing Ovation feierte die Community Jacky Logan, die mit ihrem Einsatz für queere Akzeptanz – auch auf der Tanzfläche – mit der Medal des British Empire ausgezeichnet wurde (wir berichteten) und Ralf Schiller, der seinerzeit 1989 das gleichgeschlechtliche Tanzen in London mit aus der Taufe hob.

Der Vorteil an Sturmtief Dennis – das Rausgehen am Samstag lohnte sich gar nicht. Nach dem Turnier wurde es dann doch wie JEDES Mal spät, wir beendeten unseren Turniertag dann mit einem kulinarischen Highlight bei „Mi Casa“ (man könnte an ein nettes kleines spanisches Restaurant denken – aber Buritos auf der zugigen Bank in Victoria Station schmecken nach einem langen Turniertag fast genauso gut).

Leider gestaltete Dennis den Sonntag wettertechnisch nicht echt schöner. Wir entschlossen uns daher etwas zu tun, was wir natürlich schon immer Mal machen wollten (?!): Nach dem Frühstück, zum dem uns das Hotel mitten in der Nacht aufforderte (es ging nur bis 9 Uhr) – erstmal Kaffee trinken. Danach machten wir uns auf in das Dockland-Museum, das sich im neuen Bankenviertel am West India Quay befindet – na welche*r Touri*in will da nicht hin? Wir lernten viel – zuerst mal, dass Zutrifft offensichtlich üblicherweise mit Kinderwagen zu erfolgen hat. Gegen kleine Spende, im sonst kostenfreien Museum, wurden wir dann aber doch herzlich eingelassen. Wichtiger aber noch, dass der Flughafen, von dem wir abfliegen sollten – ganz ANDERS als sonst: London City Airport – eine Strukturmaßnahme für die stillgelegten Hafengebiete war. Und das Modell mit der einen Startbahn mit rechts und links Wasser drum sah ganz schön klein aus, hoffentlich wussten die, was sie taten….. Weiterhin lernten wir, dass die Dockarbeiter*innen bevor sie abgewickelt wurden (wie auch die queere Szene Londons, siehe Film „Pride“) den Streik der Bergarbeiter*innen im England unter Thatcher unterstützte. Wir lernten noch vieles Mehr … daher, hinfahren und selber gucken. Danach vergnügten wir uns bei der empfehlenswerten Regenbeschäftigung für London Touri*innen – Doppelstock-Bus fahren mit einer Tour über die Isle of Dogs (kein Tippfehler, wie die korrekteste aller Tanzpartner*innen wusste) – bei der die Sonne wieder rauskam. So war es auch möglich, noch ein bisschen durch die Straßen von London zu spazieren, um danach endlich essen zu gehen – dies Mal das einzig Wahre – echt italienisch in unserer neuen „Ausweich-Wahl-Heimat“ Londons im Stadtteil Pimlico.

Am Montag schaukelten wir dann nach einer viel zu kurzen Nacht mit den sanften Ausläufern von Dennis, einem tollen Blick über London, entlang der sonnenerleuchteten Themse zurück nach Berlin. Und die Startbahn war auch lang genug … Später erfuhren wir, dass zumindest unser Flughafen wegen Dennis am Sonntag zweitweise geschlossen wurde. Im Netz sind interessante Filmchen von den Flugzeugen zu bewundern, die am Sonntag in London unbedingt landen wollten…

Nächstes Jahr wollen wir wieder nach London, die Eine (die beständigste aller Tanzpartner*innen), weil es JEDES Jahr so gleich ist und die Andere, weil es immer so ANDERS ist.

Ergbnislink -> http://www.easycompsoftware.co.uk/view_results.asp?competition=Pink+Jukebox+Trophy+2020

  • Text & Tippen: Cornelia Wagner
  • Korrektur, Intervention & Ergänzungen: Kerstin Kallmann

Quiz-Auflösungen: Mexico: Jive, Piano-Man: Wiener Walzer, Skyfall: Langsamer Walzer & Tango, Go Down Moses: langsamer Slowfox, We Will Rock You: Samba

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