Ick wunder mir über jarnüscht mehr! – Den Berlin Open zum Zwanzigsten
Heut ist der Tag der Tage. Zwanzigmal Berlin Open für Frauen- und Männerpaare. Dass es dafür immerhin 25 Jahre gebraucht hat, hatte gute, aber auch schlechte Gründe. Drei Deutsche Meisterschaften, eine Europameisterschaft und eine quälend lange Pandemie haben verhindert, dass es schneller ging. Man möge uns verzeihen. Aber wann immer kein Ausnahmezustand vorliegt, gehen die Dinge seit 1999 alljährlich im späten Frühling oder frühen Sommer ihren Lauf bei pinkballroom. Allein diese Kontinuität ist einzigartig in Deutschland und wird auf der Welt nur von den Kolleginnen und Kollegen in London überflügelt, wo man es bis jetzt konsequent vermieden hat, sich zwischendurch nationale oder internationale Meisterschaften andrehen zur lassen und mit der Pink Jukebox Trophy nun halt noch etwas mehr Klassiker ist als pinkballroom Berlin mit seinem Turnier. Es sei ihnen gegönnt. Pink hier, Pink da… Macht diese Farbe vielleicht dauerhafter glücklich als andere? Vielleicht. Tatsache ist, dass das Ausstaffieren des jährlichen Turniers in der „Vereinsfarbe“ seit 1999 wiederkehrendes Ritual und innig geliebtes Markenzeichen zugleich ist. Andere haben ihre „gelbe Wand“, aber dafür hat Berlin seinen pinkfarbenen Turniersaal; Jahr um Jahr um Jahr. Diejenigen, denen es vielleicht etwas gruseln mag bei so viel Brauchtum, kann man allerdings beruhigen. So richtig doll hatte Berlin es ja nie mit den Traditionen. Zwar ist man stets bemüht… allein….es kommt halt in dieser Stadt auch immer so viel Neues dazwischen, dass Tradition hier öfter als Stillstand empfunden wird als anderswo. Und so gab es über 25 Jahre hinweg natürlich auch manche Änderung. Direkt nach der Erstausgabe wurde gleich wieder „abgeschafft“, das Turnier erst nach Mitternacht zu beenden. Fehlende Sperrstunde hin oder her. „Angeschafft“ wurden hingegen mehr auswärtige und auch ausländische Wertungsrichterinnen und Wertungsrichter und die englischsprachige Moderation, was das Turnier vom Lokalereignis schnell zu dem Turnier mit dem internationalsten Startfeld Deutschlands hat werden lassen. In den „goldenen“ Nuller- und Zehnerjahren waren gleichzeitig bis zu einem Dutzend verschiedener Länder bei den Berlin Open vertreten. Selbst die USA und Australien waren zu Gast. Tempi passati. Die Covid-19-Pandemie hat dann auch für die Berlin Open eine Zäsur dargestellt. Auch die Zeit danach. Denn zu Turnieren im Ausland wieder reisen zu können ist das eine, sich die damit inzwischen einhergehenden Kosten aber auch noch leisten zu können, ist leider das andere. Umso mehr erfreut uns jedes Paar aus nah und vor allem fern, denn ohne Turnierpaare keine Berlin Open. Pinkballroom wird es auch weiterhin allen, die teilnehmen oder zuschauen, nett machen. Nett und pink. Mit ganz traditionellem, wie Glasbären, Schärpen und Abschlussbrunch; mit halbtraditionellem wie Lady Olivia am Mikrofon und auch mit relativ neuem wie zwei kleinen Gendersternchen bei den Turnierbezeichnungen.
Seh’n Se, dit is Berlin!
Thorsten Reulen