Großes Kino, großes Theater (Tag 5, Tanztag 2)

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Na, es geht doch! Also, größtenteil jedenfalls. So gegen 23 Uhr wäre ich heute zuhaus gewesen, wenn mich nicht familiäre Verplichtungen etwas aufgehalten hätten. Und danach noch ein wenig Sekt vonwegen der Silbermedaille, die ich heute gewonnen habe. Aber das ist nun wirklich nicht das Ereignis des Tages gewesen. Heute stand der Publikumsrenner einer jeden internationalen Meisterschaft auf dem Programm, die Hauptgruppe A Latein der Männer. Angesichts der zahlreichen Anmeldungen aus Europa und Übersee war schon vorher klar, dass allein die Einstufung in die A-Klasse kein Zuckerschlecken werden würde.
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13 Paare aus sieben Ländern waren es schließlich, die nach der Sichtungsrunde in die schon sehr sehenswerte Vorrunde gingen. Diese überstanden noch alle drei deutschen Paare. Im Halbfinale war dann leider Endstation für die pinkballroom-Paare. Sowohl die deutschen Vizemeister Gergely Darabos/Serkan Arpac als Pascal Herrbach, der erst vor kurzem das Training mit Gilles Höxer aus Kopenhagen aufgenommen hatte, erreichten nicht das Finale. Dort standen drei Paare aus Nordamerika, eines aus Südamerika und nur zwei aus Europa. Immerhin gehörten dazu auch die Deutschen Meister Christian Wenzel/Vinzenzo Rampino, die sich mit einem fünften Platz auch gut aus der Affäre zogen, mit dem Kampf um die Medaillen aber nicht wirklich etwas zu tun hatten. So war es dann an den tschechischen Outgames-Siegern David Valcuha und Milan Hradecki, Europas Ehre zu retten. Und in der Tat konnten sie dort anknüpfen, wo sie im letzten Jahr aufgehört haben und quasi ihren Weltmeistertitel verteidigen –und das zudem recht klar. Trotz des europäischen Sieges setzten aber in der Breite die US-Paare die Akzente, die mit einem halben Dutzend Paaren in der A-Klasse vertreten waren und zudem die Plätze 2, 3 und 6 holten.

Bezieht man noch das Paar aus Uruguay auf Platz 4 mit ein, wird klar, dass Europa im Bereich Männer Latein nicht der Nabel der Welt ist. Eine Erkenntnis, die nicht neu ist, aber in Jahren ohne Weltspiele immer etwas in Vergessenheit gerät.

Das Publikum hatte jedenfalls seine helle Freude an der interkontinentalen Auseinandersetzung und an jedem einzelnen Finalpaar. Und auch um die Wertungen erhob sich kein Proteststurm. Was aber nicht heißt, dass die Vorgänge des Vortages vergessen sind, im Gegenteil. Neben der Tanzfläche war das heute Thema Nummer 1. Es war von politischem und taktischen Werten die Rede, von Sippenhaft, Vetternwirtschaft und gar Verschwörung. Lauter Begriffe, die bis jetzt im gleichgeschlechtlichen Tanzsport relativ wenig im Umlauf waren. Hier scheint Aufarbeitung und Aufklärung Not zu tun.

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Was hat Berlin noch auf der Habenseite? Analog zum Vortag gab es wieder eine Goldmedaille für den TSC Balance, diesmal durch Anja Börner/Gabriele Draheim in der B-Klasse der Sen II (über 45) Standard. Im gleichen Turnier ging Silber an Yvonne und Cordula Speckenmeyer, und auch sonst sammelt pinkballroom weiter die anderen Medaillenfarben: Ebenfalls Silber bekamen mein Tanzpartner Stefan Huch und ich im 10-Tänze-Turnier der Senioren I (ab 35) und ihre bereits zweite Medaille holten Stefan Conradi/Andreas Trummer im Turnier der Senioren II B, wo sie Platz 3 belegten. Bronze nach Berlin holten zudem noch Claus Koggel/Thomas Bensch (für Walzerlinksgestrickt startend?) im 10-Tänze-Turnier der Senioren I.

Im Finale Sen I A-Latein standen heute Dorothea Arning/Almut Freund, die dort aber nicht auf das Treppchen kamen. Gold ging anch Österreich (Agnes Schneider/Helga Eberherr), Silber und Bronze in die USA. Wer in der Mittagpause im Saal blieb, der sah, dass es viel einfach sein kann, sich Gay Games-Medaillen zu ertanzen als im Bereich Standard und Latein.

Linedancing kostet weniger Schweiß, sieht putzig aus und belohnt seine Teilnehmer angesichts der geringen Konkurrenz weitaus häufiger mit Medaillen als das bei uns der Fall ist..

Doch diese Chance ist jetzt erst einmal vorbei. Morgen geht es wieder nur auf dem klassischen Weg, also jenen mit Schweiß und manchmal auch Blut und Tränen. In den Hauptgruppen werden pinkballrooms starke Sektionen Männer Standard und Frauen Latein auf dem Programm stehen. Es fehlt ja  immer noch an einer Goldmedaille…

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