Jubiläum: 25 Jahre pinkballroom

Auf ewig pink – Eine Ode an die schönste Farbe der Welt

Als ich im Jahr 2008 gebeten wurde, für das damalige Programmheft des alljährlichen Equality-Turniers am Columbiadamm einen Überblick über 10 Jahre pinkballroom zu formulieren, da kam das Protokoll einer wilden, überschwänglichen Kindheit dabei heraus. Das knallrosa Balg fegte in seinen Anfangsjahren wie ein Wirbelwind zunächst durch das ein wenig biedere Tanzsportwesen der Stadt Berlin und zog alsbald im Lockstep in die Welt hinaus, um diese ein klein wenig pinkfarbener zu machen. Und kam doch immer wieder gern zurück – am liebsten mit ganz vielen glänzenden Medaillen.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2023, und pinkballroom bekommt einen silbrigen Schimmer, denn es wird im kommenden Herbst beeindruckende 25 Jahre alt. Ein stattliches Alter für eine „neumodische Zeiterscheinung“.

Was ist geworden aus der frechen ADHS-Göre der Nuller-Jahre? Im Grunde das, was mit den meisten etwas anstrengenden Kindern passiert. Sie kommen irgendwann ein klein wenig zur Vernunft, rauschen dann unvermittelt in die Pubertät, erleben dort abwechselnd Himmel und Hölle, und eines Tages wacht man auf, schaut erst auf den Kalender, dann in den Spiegel und fragt sich plötzlich, ob es nun nicht angebracht wäre, sich besser in „altrosaballroom“ umzubenennen, bevor man sich gänzlich lächerlich macht zwischen knalligen Luftballons und pinkfarbenen Stoffmaskottchen.

Nur das nicht, pinkballroom! Denk erst gar nicht daran, dich jemals altrosa zu färben! Jetzt nicht, und auch in 50 Jahren. Schau dich an und sei stolz auf dich, trotz deiner ersten kleinen Fältchen. 

Deine Welttournee begann im fernen Australien, führte dich durch halb Europa und ist noch lange nicht zu Ende. Der Berg ruft. Und die Mariachi stimmen schon die Instrumente. Zwar bist du heute keine Jahrmarktsattraktion mehr, aber was soll’s? Das Wort „schrill“ in den Artikeln über dich mochtest du doch eigentlich sowieso nie so recht und hat höchstens mal zu dir gepasst, wenn du nackt über die Dächer Berlins geturnt bist oder die CSD-Parade aufgemischt hast.

Und hast du dich nicht irgendwie auch immer ein wenig danach gesehnt, als „normal“ angesehen zu sein? Glückwunsch, denn das hast du inzwischen geschafft! 25 Jahre alt zu werden, das heißt eben auch zu wissen, was man ist, was man kann, was man will, was man aneinander hat und was die anderen an einem haben.

Du hast nun Finanzkrisen, Vorstandskrisen und sogar eine Weltviruskrise überlebt. Das hat dich einige Federn gekostet und dir ein paar Schrammen eingebracht.

Aber das wird dich alles nicht umhauen, denn du bist, was du bist, und das ist eine Institution, die nicht wegzudenken ist. Eine, die man weder in Berlin, noch im In-und Ausland missen möchte.

Bleib einfach, wie du bist! Auf ewig pink.

Thorsten Reulen