Tag 1 SeniorInnen-Turniere und 10 Tänze-Turniere

Was zuerst? Das Schöne, das Tragische, das Absurde oder das Banale? Ach, egal…
Während ich gestern der einfältigen Gemütlichkeit frönte, wurde Vereinskollege Frank Schnur direkt nach der Ankunft in Rotterdam der Koffer geklaut. So manifestiert man als Stadt mal gleich seinen vorauseilenden Ruf…
Frank hat dennoch getanzt heute, aber unter einer Willkommensgeste versteht man natürlich was anderes. Diesbezüglich ist hier aber absolut nichts zu wollen. Der Großteil der Einwohner scheint verreist zu sein und den Rest interessieren die EuroGames nicht die Bohne. Wobei man es den Heimgebliebenen auch leicht macht, denn nirgends in der Stadt gibt es Hinweise auf die EuroGames, und selbst an die Wettkampfstätten muss man ganz nah ran (meist über irgendwelche öden, leeren Plätze), bevor man dort einen Hinweis entdeckt. Das ist alles etwas freudlos und riecht vor allem unglaublich nach „no budget“.Nur, wo stecken sie denn nun, unser aller Registrierungsgebühren? Jedenfalls weder in den Schließfächern des Turnierorts (2,50 Mietgebühr pro Tag), den dortigen Kaffeebechern (2,20€ für Größe M), der Beleuchtung (rund um die gut ausgeleuchtete Tanzfläche eine tieffinstere Halle) noch in den Einweg(!)-Rückennummern, die man optional für 5 Euro sogar behalten kann. Eine Stadt also, wo man sein Portemonnaie immer gut festhalten sollte. Leider.
Nun erstmal zum Sport, denn –trara!– Berlin hat seit heute Europameisterinnen über 10 Tänze (Kerstin Kallmann/Cornelia Wagner) und Vizeeuropameister Senioren Standard (Stefan Huch und ich selbst). Das Programm des ersten Turniertages war mit Senioren Standard (Frauen und Männer) sowie den 10 Tänze-Turnieren (ebenfalls Frauen und Männer) bewusst etwas kleiner gehalten, um einen Puffer zu haben für die üblichen Organisationsmängel am ersten Tag. Der wurde in der Tat auch benötigt. Zwar gab es keine großen Katastrophen, aber alles lief schleppend an und nahm so recht nicht Fahrt auf. Dass die ESSDA es sich zudem leistet, ihre eigene Veranstaltung teilweise gegen die eigenen Regeln durchzuführen, sollte ich vielleicht am ehesten mir selbst (als ESSDA- Vorstandsmitglied) vorjammern , aber manchmal weiß halt die rechte Hand nicht, was die linke im Schilde führt. Eine vertane Gelegenheit und Zündstoff für die morgige Mitgliederversammlung.

pinkballrooms Paare hatten heute bei der Klasseneinteilung der Seniorenturniere allesamt eine „Tendenz nach oben“. Sowohl Speckenmeyer/Speckenmeyer als auch Beier/Trummer und Kapteina/Schnur wurden in die B-Klassen ihrer Turniere einsortiert und endeten dort auf ordentlichen fünften und sechsten Plätzen.
Die A-Klassen waren die ersten offiziellen EM-Turniere im gleichgeschlechtlichen Paartanzen und deren Siegerpodeste nicht ganz unerwartet fest in deutscher Hand. Fünfeinhalb der sechs Paare kamen aus Deutschland. Erste Europameisterinnen der Senioren Standard wurden die deutschen Meisterinnen Frische/Rautenbach (vor Schmitz/Henkels und Kling/Hämmerer), kurz darauf folgten ihnen bei den Männern die deutschen Meister Schlattmeier/Becker nach (vor Reulen/Huch und Morche/Hartvigson).
Am Nachmittag schlossen sich die Kombinationsturniere an, leider wieder einmal vor ziemlich wenigen Zuschauern. Die Standardspezialisten und ihre Anhänger verließen scharenweise die Halle und überließen die Allrounder den echten Fans und den Wertungsrichtern. Während bei den Männern überhaupt nur 5 Paare an den Start gingen und klar war, dass der Sieg nur an Hall/Tzoulas oder Besseling/Doorn gehen kann (erstere gewannen am Ende), war das Feld bei den Frauen mit 17 Paaren deutlich größer und in der Spitze ausgeglichener. Kallmann/Wagner hatten im Vorjahr bei einem ähnlichen Startfeld noch das Finale der Gay Games verpasst und waren im Juni nur ganz knapp Deutsche Meisterinnen geworden. Dass sie nun in einer Endrunde mit 6 Paaren aus 5 Ländern die gesamte Konkurrenz hinter sich lassen würden, war von daher eine kleine, aber freudige Überraschung. EM-Silber ging an Korpi/Rinne (FIN) und EM-Bronze an Schneider/Eberherr (AUT).
Es war ein Tag der Deutschen, dieser Donnerstag zum Einstimmen. Morgen finden die ersten Hauptgruppen-Spezialturniere statt, und dort wird teilweise mit härteren Bandagen gekämpft als bei Senioren und Kombinierern. Man darf gespannt sein.
Ach ja, da war ja noch was. Nach einem organisatorisch ordentlichen und persönlich erfolgreichen Turniertag wurden die EuroGames ja auch noch offiziell eröffnet. Bei einer Eröffnungsfeier schon eine Medaille um den Hals baumeln zu haben, macht die Angelegenheit übrigens nicht weniger absurd. Der Oberbürgermeister (jener berühmte mit Migrationshintergrund) hielt eine schöne, aber vorhersehbare Rede und ansonsten ist nichts von dieser tristen, lauten und dummen Veranstaltung auch nur eine Erwähnung wert.
Auf dem Weg nach Hause wurde mir dann plötzlich gewahr, was mich in dieser niederländischen Stadt seit eineinhalb Tagen so irritiert hat. Irgendwas ist hier nämlich gänzlich unholländisch. Die vielen Dunkelhäutigen? Ach was! Die hohen Häuser? Haben ein paar Städte andere auch. Das viele Wasser? Quatsch! Ach, ich sag’s einfach erst morgen… 🙂

TvSt

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