Gay Games Tagebuch Tag 5 (Mittwoch 13.08.2014)

Das deutsche Team nach allen Siergerehrungen des heutigen Tages

Heute hat das erste Paar den Weltmeister-Titel nach Deutschland geholt: Nicht ganz überraschend gewannen Carolin Privou & Petra Zimmermann das Standard-Turnier Hauptgruppe mit allen Einsen. In dem A-Finale haben es sich die WertungsrichterInnen mit den anderen Paaren nicht ganz so leicht gemacht, musste doch ein enges Feld bewertet werden. Aus Sicht des Publikums war jedes Paar in diesem Finale „Awesome“. Allerdings wird dieses Wort im amerikanischen recht großzügig gebraucht und man bekommt gerne mal das eine oder andere großzügige Kompliment. Natürlich Balsam auf die eigene Seele. Die beiden Pinki-Paare haben sich in diesem Feld wacker geschlagen: Wir (immer noch Kerstin Kallmann & Cornelia Wagner) sind glückliche Vize-Weltmeisterinnen, und Tanja & Ines Dimitrova haben leider mit dem 4. Platz das Treppchen verpasst. Angelina Brunone & Sabine Keldenich kamen ebenfalls in die A-Klasse, hatten leider nicht genügend Kreuze für das A-Finale.

In der Hauptgruppe Latein haben Felix Geigle & Michael Kraus in der C-Klasse den 2. Platz erreicht. Das Turnier – und damit den Weltmeistertitel – gewonnen haben Ernesto Palma & Nikolai Shpakov (USA), die sich gegen einige starke Paare aus ihrem eigenen Land durchsetzen mussten. Dem Publikum wurde auch die eine oder andere in Europa nicht gestattete, spektakuläre Figur geboten.

Bei den Senioren Standard hatten Rüdiger Andreesen &  Henry Dölitzsch in der C-Klasse den 2. Platz erreicht. Die neuen Weltmeister dieser Klasse heißen William Graner & Chris Nunes und damit hat nun auch der ausrichtende Bundesstaat Ohio den ersten Weltmeistertitel.

Abends wurde auch die 10-Tänze-Meisterschaft Seniorinnen ausgetragen (Männer sind keine angetreten). Vier echte 10-Tänzerinnen-Paare zeigten über alle Tänze  ihr Können, und ließen im Sportsgeist auch nicht nach, obwohl die Wertungen zunächst sehr eindeutig waren. Dörte Lange & Ingeborg Petersen konnten damit Tori & Yvonne Settle immerhin den Paso abnehmen, aber der 2. Platz war dann doch eindeutig. Und Ingeborg zeigte allen, dass Alter keine Ausrede ist, um nicht auch einen großen Shape in Standard und eine geschmeidige Hüfte in Latein hinzubekommen. Da könnten sich viele Jüngere was abgucken – für uns die Weltmeisterin der Herzen.

Dem kritischen Betrachter des Equality Tanzsports viel auf, dass in den USA die in Europa vom Aussterben bedrohte Spezies des Führungswechsels vor allem von den Männerpaaren mehrheitlich praktiziert wird. Da stört es auch nicht, wenn der Folgende in der Alemana eineinhalb Köpfe größer ist, als der zu diesem Zeitpunkt Führende. Überhaupt scheint bei den Herren viel erlaubt, Strass im Haar, bunte Farben, pfiffige Kostüme und auch der eine oder andere hohe Schuh wurden gesichtet. Im ebenfalls stattfindenden Mix Turnier gab es dann auch führende Frauen und folgende Herren mit Kleid und Perrücke. Erlaubt ist, was Spaß macht. Auch für Deutschland würden wir uns in diesem Punkt etwas mehr Vielfalt und Toleranz wünschen. Bei den Frauenpaaren hingegen dominiert die klassische Rollenverteilung einer Führenden in Frack oder Weste mit kurzen oder streng nach hinten gekämmten Haaren und einer Folgenden mit Kleid. Führungswechsel kommen, auch aufgrund der Kleiderwahl, nur selten vor. Eine erfrischende Ausnahme waren da schon die Glitzersneaker einer Dame, die unter dem roten Rocksaum hervorschauten. Wir versuchen noch herauszubekommen, warum die Frauenpaare nicht mehr ihre eigenen Ausdrucksformen zu finden …

Kerstin & Cornelia, 13.08.2014

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