Wärst du doch in Düsseldorf geblieben, ….

Hüftsteif (natürlich nur die Jüngere von uns) und müde (dito) sitzen wir im Zug nach Berlin. Eigentlich war es wohl ganz schön draußen, an diesem Himmelfahrtswochenende im Rheinland. Aber als Equality Tanzende muss mensch sich schon entscheiden, entweder das Wochenende in dem zwar großen und durch den TSC ConTakt Düssledorf e.V. nach besten Kräften DM-würdig hergerichteten Tanzsaal des Boston Clubs zu verbringen (insbesondere, wenn man dann noch Verbandsämter in Anspruch nehmen MÖCHTE) oder z.B. nett am Rhein oder in der Düsseldorfer Altstadt zu promenieren. Wir haben uns natürlich für ersteres entschieden und können daher wieder voll motiviert einiges berichten.

Zwei Tage DM am Fr, 15. und Sa, 16 Mai 2015 animierten neben uns viele Paare zu 35 (Herren) und 70 (Damen)  Starts in 8 Turnieren. Die freiwilligen Helfenden des ausrichtenden Clubs nahmen alle Anreisenden herzlich in Empfang. Die Veranstaltenden ließen es an nichts mangeln, was das Turniertanzenden-Herz begehrt: Verpflegung, Wasser, großzügige Umkleiden, eine große und gut präparierte Tanzfläche und ausreichende Sitzmöglichkeiten sorgen für hohen Komfort.

In den Senior/innen-Klassen waren die Felder in diesem Jahr äußerst spärlich besetzt. Ob das wohl daran liegt, dass die potentiellen Paare lieber ausschlafen wollen? Von pinkballroom nahmen lediglich Jürgen Beier & Andreas Trummer bei den Herren Standard teil. Dass die beiden aber ganz munter waren, bewies ihr Sieg in der C-Klasse und der sich anschließende 3. Platz nach Aufstieg in die A-Klasse: Unseres Wissens nach ist dieser deutsche Vizemeistertitel der größte Erfolg dieses Paares bislang – wir gratulieren.

In der Hauptgruppe Herren-Latein ist immer noch kein Paar für uns am Start. Jungs – wie lang wollt ihr das noch lesen, bis sich mal jemand erbarmt und diesem Missstand (JA -mit drei „s“) ein Ende bereitet? Bei den Frauen-Standard hingegen, kamen vier von 34 Paaren von uns. Leider verpassten Sophia Arkenstette & Katrin Purschke knapp mit dem geteilten 7.-8. Platz das starke C-Klassen Finale. Besser erging es auch nicht Stefanie Arndt & Simone Britz mit dem geteilten 8.-9. Platz in der B-Klasse. Diese Negativ-Serie setzten auch Kerstin Kallmann & Cornelia Wagner fort, die in der A-Klasse nicht über den 8. Platz hinaus kamen. Besser machten es Tania & Ines Dimitrova, die das Turnier mit dem 5. Platz beendeten.

Siegerehrung A-Klasse Latein Frauen, Foto: Jürgen Beier
Siegerehrung A-Klasse Latein Frauen, Foto: Jürgen Beier

Am zweiten Turniertag starteten bei den Frauen-Latein sogar 4,5 Paare von pinkballroom. Wir freuen uns über den Wiedereinstieg ins Turniergeschehen von Kerstin Hübner & Janine Kirsch. Leider reichte es noch nicht zum Einzug in das Finale der C-Klasse. Sophia & Katrin schafften dies hingegen und belegten den 7. Platz. Strahlende Siegerinnen dieses Finales waren Simone Britz (pinkballroom) und Heather Devine (London), die sich erst kurz vor Meldeschluss entschieden, spontan mitzumachen. „In Jive I can dance only basic steps, so you have to lift your knees“ – das war die einfache Siegesformel der Engländerin, die Simone mit Bravour beherzigte. In der A-Klasse machten es Kerstin & Conny besser als am Vortag. Sie sicherten die Finalteilnahme und belegten am Ende sogar ihren lieb gewonnenen 4. Platz. Allerdings mussten sie sich in der 10-Tänze Wertung der Konkurrenz aus Köln geschlagen geben. Auf dem Treppchen im Latein-Turnier durften Tania Dimitrova & Sabine Hartke Platz nehmen. Der Kampf um die ersten Plätze war sehr eng – das Publikum hätte auch gerne drei Mal Platz 1 vergeben. Doch leider konnten sich die beiden gegen die vier Lokalmatadorinnen nicht durchsetzen und es blieb Platz 3.

Bei den Herren Standard kamen alle pinkballroom Tänzer ins A-Finale. Wir wissen nicht, ob Schlagerfans unter den Teilnehmenden waren, aber wenn ja, dann hatten diese deutliche Vorteile. Gordon Knittel & Stefan Huch mussten sich in den ersten Tänzen noch der internationalen Konkurrenz erwehren (vielleicht wegen mangelnder Schlageraffinität?), sicherten dann aber zunehmend deutlich ihren 3. Platz ab. „Ja, gibt es da auch was in Farbe?“ fragte eine Zuschauerin nach dem Einmarsch des fast ausschließlich in schwarze Fräcke und Westen gekleideten Feldes „oder ist etwas zu betrauern?“. Hoffnung in Form von drei pinken* Puscheln zeigte sich (dank freundlicher Kooperation der Deutschen Vizemeisterinnen Standard) am transparenten Straßbody von Pascal Herrbach. Damit versetzte er nicht nur den weiblichen Teil der jungen und aufstrebenden Oberliga Latein-Formation des Tanzsportclubs Brühl in kollektive Begeisterung (kurzzeitig war es fast so laut wie beim Teeniekonzert). In der Vorrunde freuten sich die langjährigen Fans und Faninnen auch darüber, dass im Herren-Feld endlich mal wieder ein Schleier zu sehen war – wenn auch nur in schwarz. Dass Pascal und sein Düsseldorfer Tanzpartner Christian Wenzel (TSC ConTakt) nicht nur gut aussehen können, bewiesen sie dann auch noch, indem sie das Turnier mit 32 von 35 möglichen Einsen beendeten und ihren Deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr souverän verteidigen konnten.

* Die Germanist/innen unter uns fragen sich an dieser Stelle, wie man richtiger Weise den Akkusativ von pink bildet: pinken – pinkenen – pinkelnen – pinkelnden … Ernstzunehmende Kommentare und Zuschriften gerne an info(at)pinkballroom.de. Uns hat bereits der erste Vorschlag mit dem Betreff „Rosa“ erreicht: „pinkfarbenen“. Dieser Vorschlag ist in der Tat sehr ernst zu nehmen….

Alle Deutschen Meister/innnen und die sonstigen Ergebnisse könnt ihr beim DVET nachlesen.

Die A-Finals am Samstag wurden im Rahmen eines festlichen Balls ausgetragen, den der über beide Tage und viele Stunden höchst engagierte Moderator mit den Worten ankündigte: „Jetzt spielen wir einen Wiener Walzer, jeder Herr fordert eine Dame auf … ach nein, das ist ja hier anders … irgend jemand fordert jemanden auf.“ Die Eigenheiten des Equality-Tanzens können schon verwirren. Trotzdem fühlte mensch sich als Equality-Tanzend im Boston Club jederzeit herzlich willkommen und die Stimmung war über beide Tage ausgezeichnet. Als Show Act wurden wir vom A-Team des TSC Brühl unterhalten, die zusammen mit ihren mitgebrachten Fans echtes DTV-Feeling verbreiteten, aber ungeachtet dessen auch vom Equality-Publikum mit reichlich Applaus bedacht wurden. Gefreut haben sich die Finalteilnehmer/innen vor allem über die praktischen Geschenke der Tanzmaus.

„Schuhbürsten sind wie Kugelschreiber, immer weg.“ so formulierte es eine Kölner Tänzerin im Umkleideraum. Leider darf ich jetzt nicht weiter darüber spekulieren, wo alle diese verlorenen Schuhbürsten hinkommen – es bieten sich tolle Verschwörungstheorien an. Diesen Absatz löschen, befiehlt die Weisere von uns beiden, aber sie hat keinen Zugriff auf die Tastatur. (aber auf die website;-)

Wir bedanken uns herzlich beim Organisationsteam des TSC ConTakt Düsseldorf e.V. Wir und unsere treue Fankurve (N=1) waren mit der Ausrichtung wunschlos glücklich. Schön war es auch, viele aktive und ehemalige Tanzende im Publikum wieder zu treffen und über alte Zeiten und neue Entwicklungen (so alt sind wir ja nun auch wieder nicht – zumindest nicht alle von uns) zu plaudern.

Zu nachtschlafender Zeit schleppten sich die wahren Held/inn/en der Equality-Szene am Sonntag um 11 Uhr zum Verbandstag des DVET wieder in den Boston Club. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Heldentum eigentlich blöd finde? An diesem Morgen wurde mir das umso mehr bewusst, als meine Tanzpartnerin als Verbandstagsleitung (gemeinsam mit Jürgen) mich niedere Delegierte („Stimmvieh“) auch noch zu Vorbereitungsarbeiten eine halbe Stunde vor Beginn verdonnerte. Dreieinhalb konstruktive Stunden später hatten wir eine Reihe von Satzungsänderungen beschlossen, die vor allem gewährleisten, dass alle großen und kleinen Vereine mit Equality-Tanzenden angemessen an der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung im Verband teilhaben können. Ein großer Erfolg.

Wie der rot-blaue Fleck in Form eines Daumenabdrucks auf meinen Arm kam und was das ganze mit meiner traumhaften Folgenden zu tun hat, das erfahrt ihr in einer anderen Geschichte. Für heute ist erstmal Schluss – ich will in den Speisewagen. Wärst du doch in Düsseldorf geblieben … dann könnte zumindest ich jetzt nicht meiner weisesten aller Tanzpartnerinnen dabei zuschauen, wie sie neue Tastenkombinationen auf der Tablet Tastatur ausprobiert, diese dabei zufällig sperrt, den Text löscht, auf dem Touch Screen mit der richtigen Fingerpostion und dem Druckgewicht kämpft oder neue Tabs öffnet. Aber „wischen“ kann sie jetzt schon fast perfekt. Dann müssten wir jetzt im Speisewagen mit Wlan nicht auf so einem begriffstutzigen neumodischen elektronischen Gerät herumwischen, sondern könnten vernünftigerweise in die Tasten hauen….

Text: Cornelia Wagner live aus dem ICE auf dem zu kurzen Bahnsteig in Stendal (Erlebnisreisen), Beratung, QS & Zensur (aber nur ein bißchen): Kerstin Kallmann

Fotos:

Lesenswerter Bericht im Dance Today (dem englischen Tanzspiegel)report_germanopen_2015_n

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