WOGA2013 — World Outgames Antwerpen

6.8.2013 (Teil I) World Outgames 2013 – Weißt du, wie das wird?

Im Vorjahr  ging es als Saisonhöhepunkt nach Budapest zu den EuroGames. Bereits  weit im Vorfeld der Veranstaltung gab es verzweigte öffentliche Erörterungen darüber, ob das überhaupt Sinn macht, ob das klappen kann und was das für die Sportlerinnen und Sportler bedeuten wird.  Herausgekommen sind letztendlich EuroGames im Hochsicherheitstrakt,  nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Während die Tänzerinnen und Tänzer in einer einzigartigen Hitzeschlacht in einer nicht klimatisierten Sporthalle unter Polizeibeobachtung  um EM-Medaillen kämpften, lag ich, noch munter in Budapest angekommen, drei  Tage mit Fieber im Hotelbett darnieder.  Unvergessliche Tage im Sommer 2012…

2013 nun also World Outgames in Antwerpen, inklusive der ersten hochoffiziellen Weltmeisterschaft im Equalitytanzen. Diskussionen zur Veranstaltung im Vorfeld: Null. Öffentliche Wahrnehmung: Gering. Vertrauen: Dennoch relativ hoch.  Interesse der Sportszene: Wer weiß?

Nun, wie kommt das? Im Jahr 2007 hat Antwerpen sehr ordentliche EuroGames ausgerichtet  und schon damals Interesse für die Ausrichtung von Weltspielen bezeugt. Da ist also eine attraktive Stadt mit relativ großer queerer Community und Erfahrung im
Ausrichten von Multisportveranstaltungen. Und dennoch war von  den Outgames 2013 vorab wenig zu sehen oder zu hören. Keine Werbeschlachten, wie sie noch die Outgames 2009 und die Gay Games 2010 austrugen. Und erst recht keine sportpolitischen Rosenkriege wie
zwischen Outgames und Gay Games im Jahr 2006. Das Schisma der schwullesbischen
Sportszene hat sich manifestiert, und das gescheiterte Projekt „One Games 2018“
hat eine fast gespenstische Ruhe in das Thema gebracht.  Nun wird nicht mehr diskutiert, sondern mit den Füßen abgestimmt. Wer es hinnimmt, nimmt teil. Wer es leid ist, bleibt weg. 5000 Meldungen sollen vorliegen. Das wären nicht mehr als bei großen EuroGames, aber auch nicht viel weniger als bei den Outgames 2009. Aber sind das alles Sportler, diese 5000 Personen? Oder werden vielleicht Teilnehmerinnen der Menschenrechtskonferenz und Chorsänger mitgezählt, also die Meldezahlen der Begleitveranstaltungen?

In vielen Sportarten scheint das Interesse zu lahmen. Nur wenige Disziplinen wurden wegen Erreichen der Höchstteilnehmerzahl geschlossen, und das auch erst vor kurzem. team berlin hat in diesem Jahr gar darauf verzichtet, ein T-Shirt speziell für Antwerpen herauszubringen, von irgendwelchen Aktivitäten eines Berliner Städteteams mal ganz abgesehen. Da findet traurigermaßen so gar nichts statt.

Bei den Tänzern sieht das alles ganz anders aus. Die Durchführung einer offiziellen Weltmeisterschaft führt zumindest das Who-is-who des europäischen gleichgeschlechtlichen Tanzsports auf den Startlisten zusammen. Die wenigen fehlenden Spitzenpaare werden durch Paare aus Übersee ersetzt, deren Stärke zum Teil eine unbekannte Größe darstellt.  In den unteren Klassen (die keine WM austragen, sondern „nur“ Outgames-Turniere) dünnt es jedoch auch in der Sportart Tanzen merklich aus. Die Investition von 160€ oder mehr Teilnahmegebühr sind halt gut abzuwägen. Man vergleiche z.B. mit einer  Deutschen Meisterschaft,  bei der man für 20€ dabei ist. Es wird sich zeigen, ob die Tanzturniere der Outgames 2013 elitärer sein werden als ihre Vorgänger oder  ihren Charakter als
Veranstaltung für Jedermann beibehalten.

Ich sitze nun im Zug vom Brüsseler Flughafen nach Antwerpen Central und lasse auf mich zukommen, wie mein erster Eindruck von den Outgames sein wird. Oder sagen wir mal besser: Der zweite Eindruck. Denn der erste wird wohl negativ sein. Es ist jetzt dank einer leichten Flugverspätung schon 21:03 Uhr, ich habe noch 10min Fahrt vor mir, und um 21 Uhr schließt das Akkreditierungscenter – um erst morgen um 15 Uhr wieder zu öffnen. Aber ab 12 Uhr wird morgen bereits getanzt und ich bin überaus unwillig, wegen der dörflichen Öffnungszeiten der Akkreditierungsstelle Eintritt zahlen zu müssen, um beim Tanzen zusehen zu können. Da hätten wir gleich mal das erste Konfliktpotenzial. Nein, auch hier ist es das zweite.  Die erste Laus lief mir heute Mittag über die Leber, als ich las, dass es Neuigkeiten und Resultate von den Outgames nicht auf der regulären Webseite zu lesen gibt, sondern bei Facebook. Hallo? Jeder möge seine Seele so teuer verkaufen wie er kann, aber doch nicht auf anderer Leute Kosten.

So weiß ich denn als Facebookverweigerer nicht, was bisher geschehen ist bei diesen Spielen, die schon seit Tagen im Gang sind. Nun denn, dann ist man immerhin unvoreingenommener.

Antwerpen, ich komme! Zeit für die erste Portion Pommes.

Thorsten von Steglitz

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