Eurogames 27./28.07.2023 in Bern

„Es war ein schweres Feld.“ So beginnt der treueste aller unserer Fans üblicher Weise seinen Rückblick, wenn wir ihn fragen, wie er unsere gerade gezeigte Leistung fand. Und das kann von den Eurogames 2023 in Bern durchaus behauptet werden. Gegenüber den Feldern in Nijmegen war über alle Klassen hinweg sowohl in der Quantität als auch in der Qualität eine Steigerung zu bemerken. Wir vermissen immer noch einige Paare, aber es sind auch (vor allen Dingen junge) Tänzer*innen hinzugekommen.

Doch von Beginn an: Wir sind pünklich! mit dem Nachtzug der ÖBB (ja, auch unter – zugegeben geringfügiger – Beteiligung der Deutschen Bahn) am Mittwoch früh in Bern angekommen. Bern begrüßte uns nicht besonders herzlich mit Regen. Doch darauf waren die Berner*innen bestens vorbereitet, in der historischen Altstadt sind alle Straßen beidseitig mit Arcaden versehen. Schön war, dass einige Straßen in der verkehrsberuhigten Zone durchgängig mit Regenbogenflaggen ausgestattet waren, auch wenn sich sonst nur dezente Hinweise auf die Eurogames finden ließen. Auch das Identifizieren von Teilnehmenden der Eurogames und das beliebte „Sportartenraten“ gestaltete sich zunächst schwierig. Erst beim Frühstück im Hotel konnten wir dieses Hobby wieder aufgreifen, wobei es auch sehr half, dass wir beim Registrieren ein tolles Eurogames-Bern T-Shirt bekommen haben, was viele Teilnehmende gerne „ausführten“. Unseres war leider bereits nach der ersten Practice in einem Zustand, in dem wir es der Öffentlichkeit nicht mehr zumuten wollten.

Rund um die Eurogames war die Organisation super. Die Registrierung war gut zu finden und alles ging super schnell. Das Hotel National und der Saal konnten sich als Veranstaltungsort sehen lassen und waren auch zentral zu erreichen. Nur das mit dem Boden und der Glätte bereitete nach der ersten Practice durchaus einige Sorgen. Wir präparierten also direkt Handtuch und Öl und gaben etliche Tipps zur hohen Wissenschaft der Schuhpräparation. Wie immer war es schön, die bekannten Gesichter wieder zu sehen, schon bei der Registrierung, mitten in der Stadt, bei der Practice oder spätestens auf dem Turnier.

Zum Turnier selbst: Wir hatten uns diesmal entschieden, auch das Adventure Senior*innen in Angriff zu nehmen. So können wir also diesmal live von den frühesten Morgenstunden an berichten, von einem Zeitpunkt als noch kein*e Tänzer*in vor uns die Fläche betreten hatte (oh weh, war das früh). Davon offensichtlich ganz unbeeindruckt hieß der charmante Moderator Thomas Marter die Tänzer*innen und Wertungsrichter*innen in ihren jeweiligen (unzähligen) Sprachen mühelos willkommen. Beeindruckend! Dann ging es mit Präzision und Schweizer Gemütlichkeit zur Sache.

Es starteten die Frauen* SEN Standard. Für Pinkballroom waren vier Paare dabei, wovon drei Paare direkt in die B-Klasse gewertet wurden. Leider verpassten Katrin Stade & Katrin Raithel (8. Platz) und Kerstin Hübner & Claudia Neidig (9. Platz) das Finale, in dem sieben Paare antraten. Dort mit dabei und souverän tanzend erreichten Mel Braune und Antje Wähner Platz 6, wobei es nach vorne sehr knapp war. In die A-Klasse wurden Kerstin Kallmann & Cornelia Wagner gewertet. Es hat wirklich Spaß gemacht, im Finale zu tanzen. Am Ende wurde es sehr knapp. Regel 10 fand Anwendung und mit kleinem Vorsprung setzten sich Sibylle Schug & Susanne Scheuböck (München) als Europameisterinnen* durch, für Kerstin und Conny wurde es Silber.

Premiere bei den SEN Männer* Latein. Für uns waren zwei Paare am Start. In ihrem ersten Latein-Turnier gewannen Guido Gentes & Leon Strauß Gold in der D-Klasse und tanzten dann noch vor lauter Freude in der B-Klasse (mit einer tollen Samba) auf Platz vier mit, da es keine C-Klasse gab. Diese Klasse gewannen Thomas Bensch & Simone Biagini mit allen vier gewonnen Tänzen. Sie sicherten sich damit auch das Finale in der A-Klasse, wo sie den Bronzerang belegten und sogar noch in ChaCha und Rumba Platz 2 erreichten. Europameister* wurden Esteban Chaffin & Patrice Naudier (Frankreich).

Sieger*ehrung SEN B-Klasse Latein

Das Turnier hatte nach dem Vormittag knapp eine Stunde Verzug. Daher fiel das Eintanzen für die Hauptgruppen etwas kurz und für uns ganz aus. Als einziges Paar von pinkballroom starteten wir bei den Frauen* Latein (Das muss sich wieder ändern – Mädels*!). In der B-Klasse war es für uns auch sehr eng, diesmal entschied Regel 11 gegen uns und wir landeten auf Rang 5. Die Frauen* A-Klasse Lat war durchweg ein Hingucker. Alte und neue Europameisterinnen wurden souverän Magdalena Bauchmüller & Marina Hüls (Deutschland).

Bei den Männern* Standard waren Guido und Leon für uns am Start (Da geht auch noch was – Jungs*!). Sie wurden in die C-Klasse gesichtet, die sie mit einem zweiten Platz abschlossen, wobei sie schonmal den Quickstep für sich entschieden hatten und damit schon mal einen Ausblick auf den zweiten Tag setzten. Zum Verlieben weich, tanzten die neuen und alten Europameister Rafael Chimiela & Grzegorz Dyrda (Polen).

Am nächsten, sehr, sehr frühen morgen (Freitag) warteten wir mit einer kleinen Gruppe aus dem Senior*innen-Tanzfeld in der freundlich scheinenden Sonne auf Einlass in den Tanzsaal. Es sollte das einzige Mal an diesem Tag sein, dass wir die Sonne erblickten, denn es wurde ein seeeeehhhrrrr langer Turniertag mit vollem Programm.

Also: Die Frauen* SEN waren wieder als erste dran, diesmal in Latein. Leider entschieden sich die Wertungsrichter*innen mehrheitlich gegen eine A-Klasse. So fand als höchste Klasse die B-Klasse statt. Kerstin und Conny konnten sich hierfür qualifizieren und erreichten am Ende Platz 3. Der Sieg ging an Viktoria Rappoport & Petra Steinberger (Deutschland).

Bei den Männer* SEN waren wiederum zwei Paare in Standard dabei. Guido & Leon starteten wieder in der C-Klasse, die sie diesmal mit dem ersten Platz abschlossen und damit das Paar überholen konnte, das am Vortag noch vor ihnen lag. Schön und Ausdrucksvoll haben sie getanzt. In der B-Klasse erreichten sie Platz 5. Einen weiteren Sieg konnten Thomas & Simone in der B-Klasse erreichen. Sie überzeugten mit ihrem ruhigen und harmonischen Tanzen dann auch in der A-Klasse, in der sie den Bronzerang erreichten.

Der Nachmittag startete mit den Präsentationsrunden der Show-Gruppen und Show-Paare, jeweils mit pinkballroom-Beteiligung, doch dazu später mehr. Diesmal gab es auch etwas mehr Zeit zum Eintanzen, sogar für uns. Und plötzlich hörten wir auch sehr wunderbare Musik – was war passiert? – ach ja, der Blick nach oben zur Musikanlage brachte Klarheit: Andrea stand da und sorgte dafür, dass wir die Mittagspause des DJ aus der Schweiz nicht tonlos überbrücken mussten.

Unsere Showgruppe revue en rose begrüßt standesgemäß ihre Fans vom Balkon des Hotel National (Austragungsort der Equality-Tanz-Wettbewerbe)

Natürlich wieder zuerst: Frauen* Standard. Über den eindeutigen Einzug in das C-Finale freuten sich drei Paare von pinkballroom. Die Reihenfolge „unserer Paare“ war diesmal etwas anders als am Vortag. Mit den Bronzerang und sogar Platz 1 im Langsamen Walzer schlossen Katrin & Katrin ab. Auf Platz 5 schafften es diesmal Mel & Antje, dahinter direkt Kerstin & Claudia auf Platz 6.

Die C-Klasse Frauen* Hauptgruppe mit Katrin & Katrin, Mel & Antje sowie Kerstin & Claudia
„Unsere“ Paare der C-Klasse Frauen* Standard nach dem Tanzen

Kerstin & Conny starten in der B-Klasse. Diese war zunächst 14 Paare groß, doch am späten Nachmittag war keine Zeit für Zwischenrunden. So qualifizierten sich aus der Vorrunde direkt sieben Paare für das Finale. Kerstin & Conny erreichten Rang 4. In der A-Klasse waren Tania & Ines Dimitrova dabei. Das fünfköpfige Finalfeld war toll anzuschauen und wurde vom Publikum entsprechend gefeiert! Tania & Ines durften den Titel Vize-Europameisterinnen mit nach Hause nehmen. Neue Europameisterinnen wurden Reka Füleki & Anita Kozmas (Ungarn).

Siegerinnen*ehrung A-Klasse Standard mit 16 Fotograph*innen

Auch das Finalfeld der Männer* A Latein war beeindruckend, mit einigen bekannten, aber auch einigen neuen Gesichtern. Für die eigenen Favoriten* konnten sich die geneigten Zuschauenden kaum entscheiden. Die Wertungsrichter*innen mussten dies schon und bestimmten Vishesh Mehta & Darren Whitby (UK) zu den neuen Europameistern*. Pinkies gab es leider keine. Dies war durchaus nachvollziehbar, da Leon und Guido zugunsten des nachfolgenden Showauftritts auf die Teilnahme verzichteten, dadurch aber auch ihre 10-Tänze Medaille nicht einlösen konnten.

In der kombinierten 10-Tänze Wertung der Seniorinnen* setzten sich Kerstin & Conny gegen 12 Paare durch und wurden Europameister*innen. In der Hauptgruppe erreichten sie Platz 4 (bei 11 Paaren). Hier freuten sich Miriam Meister & Angela Pikarski (Deutschland) über den Titel, den sie auch schon in früheren Jahren gewinnen konnten.

Siegerinnen*ehrung SEN Kombination

Bei den Senioren* erreichten Guido & Leon Platz vier. Dieses Jahr konnten Thomas Bensch & Simone Biagini ihren Titel knapp nicht verteidigen. Sie wurden Vize-Europameister*. Die neuen Europameister sind Tom Dane & Kevin Haycock (UK), die diesen Titel gleichzeitig auch in der Hauptgruppe errangen.

Leider fanden die Sieger*innenehrungen der Hauptgruppen und Kombinationen vor den Finals der Showgruppen und Showpaare statt, sodass diese zunächst mit weniger Publikum auskommen mussten. Revue en Rose zeigte eine gute, im Vergleich zur DM nochmal deutlich veränderte Choreografie, mit ihrer Show „Five Elements – Symphony for the World“. Es wurde sehr knapp mit den Pink Dancers (UK) und ihrer Darbietung „Super Hero“. Alle Regeln mussten bemüht werden. Mit einem Hauch Vorsprung gewann die Pink Dancers den Europameister*innen-Titel. Bei den Showpaaren war es eindeutig. Tania und Ines flogen ein weiters Mal mit „Pilot & Stewardess“ zum Titelgewinn.

Nach einem teilweisen ruppigen Flug: Ines mit Tania im perfekten Landeanflug zum nächsten Titel „Europameister*innen Show-Paare“

Wir sind im Equality-Tanzen in vielerlei Hinsicht häufig verwöhnt. Von der tollen Stimmung zu allen Tageszeiten und in allen Startklassen, dem familiären Umgang mit einander sowie perfekt durchgeführten Turnieren. All dies kam in Bern zum Tragen. Die Schweizer*innen waren tolle Gastgebende, die Volunteers und der Turnier-Verantwortliche Willy Beutler versuchten rund um die Uhr, den Tänzer*innen alle (auch nicht vorhandene) Wünsche von den Augen abzulesen. Mit Thorsten Reulen, Dörte Lange und Stephan Rath in der Turnierleitung konnte nichts schief gehen und es ging auch nichts schief. Willy und Davy Brocatus für die ESSDA überreichten unzählige Medaillen und die ESSDA feierte die 10. offizielle Europameisterschaft. Die Musik … hatte etwas von Blackpool und etwas von vergangen gedachten Zeiten … sie strahlte auch etwas Schweizer Gemütlichkeit aus … hin und wieder auch mehr, als es für ein Tanzturnier eigentlich erlaubt ist.

Nach dem Turnier gab es noch die Möglichkeit, etwas miteinander zu schwofen, die Eurogames Parties zu besuchen oder nach einem langen Turniertag in der Berner Nacht eine Pizza zu essen. Sonne gab es zwar nicht mehr, aber immerhin war es draußen noch warm und trocken. Sehr beliebt natürlich auch rauschende Balkonparties im Hotel mit Limo und alkoholfreiem Bier für Tänzer*innen und Alkohol nur für den treuesten aller Fans.

Der nächste morgen: Vermutlich hatte niemand Muskelkater oder schwere Beine… (*Zwinker*).  Doro und Almut jedenfalls nicht, denn die wurden auf dem Berner Hausberg Gurten (850m) gesichtet, oder auch nicht Kerstin H., die sich mit kühnem Sprung in die Aare stürzte (keine Angst, sie wurde später noch wiedergesehen). Aber es half ja auch eh nichts, denn am Nachmittag war ja noch Bern Pride, die nicht nur von den Tänzer*innen gut besucht war. In Bezug auf Sightseeing hat Bern einiges zu bieten, auch durchaus mit Bildungsauftrag: z. B. den Botanischen Garten – ein grünes Kleinod direkt unter einer Hauptverkehrsader oder auch die tollen Wege an der Aare entlang (mit echten Ziegen, Schafen, Schweinen und Bären). Zugegeben haben wir uns der Pride erst ca. auf der Hälfte des Weges angeschlossen, aber der Zug durch die regenbogenbeflaggten historischen Straßen mit (mehreren) Tausenden (wir wissen es nicht genau, aber es waren viele) war schon ein sehr gutes Gefühl. Von der Seite und aus den Fenstern der Obergeschosse wurde uns neugierig zugewunken. Natürlich huldigten wir auch dem König* von Steglitz zu Bern, der uns aus dem wahrscheinlich ersten Hotel am Platz heraus würdigte… Die Abschlussparty-Willigen ließen sich auch von dem zwischenzeitlich recht starken Regen die gute Stimmung nicht vertreiben. Wir retten uns wiederum in die trockenen Arcaden, wo wir zum Glück auch einen tollen Eisladen fanden. Erstaunlicherweise ist es uns gelungen, den Abend mit insgesamt zwölf pinkies im „Alten Tramdepot“ ausklingen zu lassen. Kurz vor Mitternacht löste sich die gesellige Runde langsam auf, einige bereiteten sich auf die baldige Rückfahrt vor, andere suchten eine neue Location, um den anstehenden Geburtstag zu feiern.

Wir gratulieren allen Tänzer*innen und Geburtstagskindern und freuen uns schon jetzt auf die Eurogames in Wien im Juli 2024. Macht schon mal Eure Reisepläne klar. Vielleicht fahren aber auch noch einige von Euch zu den Gaygames nach Mexiko, dann auch dafür viel Spaß.

Die Ergebnisse findet Ihr hier .

Ein schöner prägnanter Artikel von Lars Keller auf der website des DTV (er hat die unzähligen Regenbogenfahnen in Bern gezählt;-)

Conny & Kerstin

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